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Ein Fest auch für die Bläser

MOZARTEUMORCHESTER / KYOHEI SORITA

17/05/24 Das Mozarteumorchester bietet auch immer wieder jungen, aber bereits arrivierten Musikern ein Podium. Diesmal, beim Donnerstagskonzert ausnahmsweise in der Großen Aula (16.5.), begeisterte der dreißigjährige Japaner Kyohei Sorita mit Ravel, Poulenc und Mozart sowohl als Pianist wie als Dirigent.

Von Horst Reischenböck

Zum Auftakt ließ der Gast, der in Moskau und Warschau studiert hat und beim Chopin-Wettbewerb ausgezeichnet wurde, gallischen Esprit funkeln. Maurice Ravel stülpte in den vier Sätzen seiner Klaviersuite Le Tombeau de Couperin genial neuzeitlichen Klängen barocke Formmodelle über. Das ist wirkungsvoll instrumentiert und wurde, vor allem was die innere Balance der Holzbläser betrifft, von Kyohei Sorita präzis angeleitet. Vom etwas knalligen, der Akustik geschuldetem Einstieg ins erfrischend vif genommene Prélude bis in die den ausgedehnt finalen Rigaudon hinein.

Francis Poulenc sagte über seinen Lehrer, den katalanischen Pianisten Ricardo Viñes: „Ich verdanke Viñes alles, was ich über das Klavier weiß.“ Das setzte Poulenc, international vor allem durch die „Dialogues des Carmélites“ bekannt und auf Opernbühnen präsent, zehn Jahre nach Ravel in seinem ersten Klavierkonzert um, das ursprünglich gar nicht als solches gedacht war. Was schon sein Titel Aubade. Concerto choréographique vermuten lässt: Es ist Poulencs Mehrfachverwertung einer ursprünglich Ballettmusik zu einer von ihm selbst entworfenen Handlung über eine Nymphe in der Morgendämmerung. Als Klavierkonzert ist diese wirkungsvolle und für Ausführende dankbare Musik auch ohne Kenntnis der ursprünglichen Idee in den Konzertsälen etabliert.

Überrumpelnd schräg, frech: Poulenc verpasste sich selbst als Solist mit der das Klangbild dominierenden Besetzung von paarweise dunklen Streichern, Holzbläsern, Hörnern, einer Trompete und Pauken einen aufregend, seiner Vorliebe für „charmante Vulgarität“ entsprechenden Rahmen, um das damals von Franzosen mit der Seele gesuchte Griechenland ohne malerischen Impressionismus aufzuspüren.

Kyohei Sorita reizte dies gleich nach dem Fanfaren-artigen Einstieg in die aberwitzig technisch fordernde Toccata am Flügel mit hämmernden Läufen aus. Er ergab sich mittendrin aber genauso auch den Lyrismen, die Klarinette, Oboe und Flöte, mitunter durch hingetupfte Horntöne garniert, als Kontrast dazu vor den Ohren der Zuhörer ausbreiteten.

Nach der Pause versöhnte Wolfgang Amadé Mozarts dramatische Tonart d-Moll all jene im Auditorium, die der erste Teil des Abends vielleicht doch etwas überfordert gehabt haben mochte. Vorerst mit der kraftvoll in Szene gesetzten „Don Giovanni“-Ouvertüre KV 527, nach der es sich Sorita aber versagte, an sich logisch gleich nahtlos in das nervige Allegro, den Kopfsatz des Klavierkonzerts KV 466, überzuleiten. Mit Rücken zum Publikum inmitten des Orchesters sitzend, dialogisierte er, ganz der Vorgabe seitens des Genius loci gemäß, am Bösendorfer ideal mit der Bläserharmonie vor sich. Ein Primus inter pares.

Nachdem er noch einschließlich Frédéric Chopins Des-Dur- „Minutenwalzer“ op. 64/1 weitere Belege stupender Virtuosität nachgereicht hatte, setzte Kyohei Sorita der langanhaltenden Zustimmung, auch von Seiten des exzellent spielfreudigen Mozarteumorchesters, durch Zuklappen des Tastaturdeckels ein Ende. Ein Wiedersehen würde sicherlich Freude machen.

Bild: Mozarteumorchester / Yuji Ueno

 

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