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Bloß keine Falken auf dem Selfie-Stick

HOHENWERFEN / JUBILÄUM / FALKNEREI

13/09/24 Mag ja sein, dass die Falknerei moderne Menschen als etwas gar Archaisches dünkt. Die Falken ihrerseits kommen mit der modernen Zeit nicht unbedingt perfekt zurecht. Schmunzeln muss man, wenn man auf der Website des Landesfalkenhofs liest, dass man keinen Selfie-Stick verwenden soll, wenn einem unerwarteter Weise ein Jagdfalke begegnet.

Von Reinhard Kriechbaum

Warum keine Stange mit Handy vorne daran? „Greifvögel halten diese für Aufsitzmöglichkeiten und können sich massiv bei einer Kollision damit verletzten.“ Das leuchtet ein. Aber unsereiner hält sowieso lieber Abstand zu Schnäbeln und Klauen – imponierend genug, diese Tiere bei einer Vorführung im Salzburger Landesfalkenhof auf Burg Hohenwerfen zu beobachten. Das ist für den Normal-Interessenten „Hautnähe“ genug...

Am kommenden Samstag (14.9.) wird auf Burg Hohenwerfen ausgiebig gefeiert, denn der Landesfalkenhof ist heuer dreißig Jahre alt. Die historische Kunst und Praxis der Falknerei ist seit 2010 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe gelistet. Bundesländer übergreifend zwar, aber der Salzburger Landesfalkenhof war nicht unwesentlich daran beteiligt. Auf Burg Hohenwerfen findet die Falknerei nämlich mit dem ersten österreichischen Falknereimuseum, der historischen Falkenkammer und mit den täglichen Freiflugvorführungen ihre langjährige und erfolgreiche Umsetzung.

„Die Falknerei gilt als tiergerechte und tierschutzkonforme Jagdart. Das Abrichten („Abtragen“) des Falkens ist keine Dressur im engeren Sinn, da die Jagd dem natürlichen Verhalten des Vogels entspricht“, lobt man diese Jagdpraxis auf der Webseite des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Nur auf Basis von Vertrauen sei der Vogel an den Menschen zu binden, und so müsse sich der Falkner das ganze Jahr um seine Beizvögel kümmern, um beste Pflege besorgt sein und sie während der Jagdzeit so oft wie möglich „frei fliegen“ lassen, damit dieses Vertrauensverhältnis bestehen bleibt.

Falknermeister Josef Hiebeler hat mit der Gründung und dem Aufbau des Salzburger Landesfalkenhofs ein besonderes Burgerlebnis geschaffen. Da spielen selbstverständlich auch die Burg- und Bergkulisse mit. Ein beachtlicher Publikumsmagnet: Vor rund 160.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ziehen hier täglich Falken, Bussarde, Adler und Geier ihre Bahnen. Darüber hinaus wird in begleitenden Vorträgen über Artenschutz, Geschichte und Philosophie des Falknerwesens Wissen über den Umgang mit Wildtieren niederschwellig und kurzweilig vermittelt.
Falknerei ist die Kunst, mit Vögeln zu jagen. Im engsten Sinne umfasst der Terminus „Falknerei“ die Jagd mit speziell dafür abgerichteten Falken, es werden aber auch Habichte, Sperber und Adler eingesetzt. Aus der jahrhundertealten Tradition der höfischen Falcencorps entwickelte sich eine traditionsbewusste, nachhaltige Jagdform, die auch als „stille Jagd“ bezeichnet wird. Es ist ein wenig so wie bei der (unterdessen verpönten) Fuchsjagd mit Hunden: Sowohl Beutetiere als auch die Beute greifenden Vögel haben ausgeglichene Chancen.

Abseits von den Flugvorführungen stehen auf der Burg Hohenwerfen großzügige Anlagen zur Vefügung, die für Besucher nicht zugänglich sind: Dort werden die Vögel nach den strengen Vorschriften des Österreichischen Tierschutzgesetzes versorgt. Es gibt Außen-, Turm- und Wintervolieren im großen Dachboden sowie eine Arbeitsfalkenkammer im Lindenhaus, wo die Vögel zur Abrichtung und Flugvorführung vorbereitet werden.

Die auf Hohenwerfen tätigen Berufsfalkner haben die Jäger- und Falknerprüfung absolviert, manche verfügen auch über eine Ausbildung an einer Forstschule oder eine veterinärmedizinische Ausbildung. Die Wohnungen der Falkner befinden sich im Lindenhaus, also im Zentrum der Falknerei, um eine bestmögliche Betreuung der Vögel zu garantieren. Die Falknerei sei eben „kein Hobby für zwischendurch, sondern eine Lebensaufgabe“, heißt es.

Neben der Fortführung der Falknertradition ist die Nachzucht von bedrohten Vogelarten ein Anliegen des Salzburger Landesfalkenhofs, wie zum Beispiel die Beteiligung an internationalen Zuchtmaßnahmen des Kaiseradlers.

Der Festakt am 14. September auf Hohenwerfen ist nur für geladene Gäste
Über die Falknerei auf der Burg Hohenwerfen – www.salzburg-burgen.at
Die Falknerei auf der österreichischen UNESCO-Liste des immateriellen Kulturguts – www.unesco.at
Bilder: Salzburger Burgen und Schlösser

 

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