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Ein Blick von Gestern aufs Heute

MOZARTS WOHNHAUS / FOTOAUSSTELLUNG

06/09/24 Suchen, finden Sie Fehler! Die Vegetation rund um die Hallstatt-Vedute mutet fremdartig an. Und dass sich dahinter gar Hochhaustürme emporrecken, macht stutzig. Es sind keine Fotomontagen. Die chinesische Fotografin Zhang Kechun hat das Second-Hand-Hallstatt in Guangdong abgelichtet.

Von Reinhard Kriechbaum

Zeitreise – Fotografie zwischen gelebter Tradition und Moderne heißt eine Fotoschau, die bis Jahresende 2024 in Mozarts Wohnhaus Station macht. Entstanden ist die Schau, die historische Salzkammergut-Fotos mit aktuellen künstlerischen Ableitungen daraus vereint, im Zuge des Kulturhauptstadtjahrs in und rund um Bad Ischl. Warum jetzt in Mozarts Wohnhaus? Kuratorin Yvonne Oswald sieht Parallelen zwischen Salzkammergut und Salzburg. Beide gingen den Bach runter, als es dort mit dem kaiserlichen Salz-Monopol und bei uns mit dem Erzbistum zu Ende gegangen war. Beide Destinationen fanden im Tourismus den rettenden Strohhalm. Salzburg setzte ganz auf Mozart und das Salzkammergut auf Kur, Sommerfrische und Folklore. Fotoarchive sonder Zahl künden davon.

Yvonne Oswald hat historische Aufnahmen elf Fotografinnen und Fotografen für heutige Metamorphosen anempfohlen. Drei von ihnen haben sich Salzburg- bzw. Mozart-Motiven angenommen, etwa der Deutsche Patrick Lambertz, der in der Getreidegasse The divine Theatre ausmachte. Aus dem Bogen gegenüber dem Geburtshaus herausblickend fühlt man sich prompt wie auf einem Logenplatz. Mozart konkurriert auf der imaginären „Bühne“ mit den Marken Spar und Nordsee. Die Besuchermassen davor sind unscharf, eine Reminiszenz auf überlange Belichtungszeiten in den Urzeiten der Fotografie. Verkehrs- und Werbeschilder geben einen Touch von Surrealismus.

Elisabeth Czihak hat Innenräume des Geburtshauses durch Überblendungen verfremdet, und Marco Lanza hat aus Aufnahmen der Sängerin Lilli Lehmann ein detailreiches Fotomosaik geschaffen.

Unterschiedlichste Techniken und Zugänge: Aufnahmen von den Ausseer Faschingsfiguren, den Flinserln, motivierten Stefanie Moshammer zu einem aktuellen Blick: Heutige Flinserl beim Kaffeekochen in einer modernen Ikea-Küche, die ihrerseits – die hölzernen Deckenbalken lassen drauf schließen – in einem historischen Raum steht. Zuzana Pustová findet den Heaven on Earth in Bad Ischl, wo ein heutiger Kaiser mit Sisi umgeht und von fotografierenden Touristen umlagert wird. Einige Künstler ließen sich von handkolorierten Postkarten oder Dias inspirieren.

Linus Klumpner, dem Direktor der Mozart-Museen, ist es ein Anliegen, dass moderne Kunst im Mozart-Wohnhaus gezeigt wird, das er eben nicht nur als Destination für Touristen positioniert wissen will. Im Oktober wird übrigens auch das Mozart-Wohnhaus mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet, so wie schon vor geraumer Zeit die Präsentation im Geburtshaus. Gerade das Wohnhaus soll laut Linus Klumpner weniger Gedenkstätte als Ausstellungsort mit künstlerischen Diskurs-Angeboten sein.

Die Schau in Mozarts Wohnhaus ist bis 31. Dezember 2024 zu sehen – mozarteum.at
Das Buch zur Ausstellung:
Internationale Stiftung Mozarteum und Yvonne Oswald (Hg.): Zeitreise. Photography through time. Deutsch-englisch. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2024. 144 Seiten, 28 Euro – pustet.at
Bilder: dpk-krie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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