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Vom knorrigen Ende der Welt

HINTERGRUND / ASPEKTE / JULIET FRASER

16/02/24 „I am a soprano, specialising in the gnarly edges of contemporary classical music. Most of what I sing is brand-new. Much of it is written especially for me.“ So die Sopranistin Juliet Fraser über sich selbst. Die Sängerin von den „knorrigen Rändern der zeitgenössischen Musik“ ist von 6. bis 10. März Artist in Residence des Aspekte Festivals.

Von Heidemarie Klabcher

Juliet Fraser (c) Dimitri Djuric„Singen“ ist ja eine der ältsten Ausdrucksformen des Menschen überhaupt. Volkslied kommt weit vor Kunstlied. Gesang im Kult – welcher Kultur auch immer – weit vor der Hochkultur im Opernhaus. Vokalmusik – und was der Mensch mit seiner Stimme, außer singen, noch alles an Klang erzeugen kann, gehört zu den faszinierendsten Aspekten der zeitgenössischen Musik überhaupt. Genau diesen Aspekten gilt das Aspekte Festival von 6. bis 10. März. Ludwig Nussbichler stellt sein Programm unter den Titel Stimmen, „denn die Stimme tröstet, verzaubert, verführt, ist Vermittlerin von Freude und Trauer, sie spricht, singt, schreit und flüstert, sie begeistert, irritiert und berührt“.

Einer der Höhepunkte ist für den Aspekte-Intendanten die Uraufführung der halbszenischen Oper Stabat Mater Furiosa, ein Kompositionsauftrag an den in Salzburg lebenden ägyptischen Komponisten Hossam Mahmoud. Als Artist in Residence wird Juliet Fraser nach Salzburg kommen. Das bestätigt die britische Sängerin auf ihrer Website: „In February, Mark Knoop and I will take all the trains all the way to Istanbul to perform one of our favourite pieces, Øyvind Torvund's Plans for Future Operas. We'll be performing it at Aspekte Festival too, where I am honoured to be Artist-in-Residence, delivering a masterclass and joining œnm ensemble to perform works by Beat Furrer and Johannes Staud.“

Juliet Fraser & Mark Knoop (c) Dimitri DjuricDie Sängerin Juliet Fraser und der Pianist Mark Knoop sind die Widmungsträger der Komposition Plans for Future Operas des Norwegers Øyvind Torvund. Darin „skizziert Torvund zeichnerisch eine utopische Idee einer faszinierenden neuen Opernwelt“, erklärt Ludwig Nussbichler. „Torvund ist als Rock-Gitarrist in der experimentellen Musik verortet und hat eine ganze Werkreihe mit Plänen für zukünftige … komponiert.“ Bei den Aspekten bringen Juliet Fraser und Mark Knoop die Pläne für künftige Opern am 6. März zum Klingen. Am 10. März interpretiert Juliet Fraser mit dem œnm „zwei exemplarische Vokalwerke der Jahrtausendwende“, so Nussbichler. Nämlich Johannes Maria Stauds Lied vom Verschwinden, eine Vorstudie zu seiner Oper nach Edgar Allan Poe, und Beat Furrers Aria, „eines seiner zentralen Stücke für Stimme, die neben der Flöte, seine meistverwendete Klangfarbe ist“.

Komponistinnen und Komponisten wie Michael Finnissy, Bernhard Lang, Cassandra Miller oder Rebecca Saunders schreiben Werke für die Sopranistin. Deren Repertoire reiche „von sehr alter bis zu sehr neuer Musik“, heißt es auf der Website von Wien Modern, wo Fraser 2023 zusammen mit dem Ensemble Musikfabrik zu Gast war. Weitere Ensembles für zeitgenössische Musik, mit denen die Sopranistin regelmäßig als Gastsolistin zusammenarbeitet, sind das Klangforum Wien, das Ensemble Modern oder das Plus-Minus Ensemble. Bereits 2002 gründete Juliet Fraser zusammen mit dem Komponisten und Dirigenten James Weeks das Vokalensembles EXAUDI.
„My repertoire spans works for solo voice, voice and electronics, voice and piano, voice and ensemble or, as co-founder of EXAUDI, works for vocal ensemble“, schreibt Juliet Fraser auf ihrer Website. „I began my career singing early music and I still keep that in that mix.“ Juliet Fraser ist Gründerin und künstlerische Leiterin von Eavesdropping, einer Festivalreihe in London, sowie Geschäftsführerin von all that dust, einem Label für neue Musik, das sie gemeinsam mit Mark Knoop und Newton Armstrong betreibt, zitiert die Website von Wien Modern 2023. Dort war Juliet Fraser etwa in Rebecca Saunders Werk Yes zu erleben, einer Raumperformance für Sopran, 19 Solistinnen und Dirigent mit Texten aus dem Schlusskapitel des Ulysses. Die Diskografie von Juliet Fraser umfasst Morton Feldmans Three Voices (Hat Hut), Bernhard Langs The Cold Trip, Part 2 (Kairos), Michael Finnissys Andersen-Liederkreis (Hat Hut), eine Milton Babbitts Philomel (all that dust) sowie Porträtplatten von Cassandra Miller (all that dust) und Frank Denyer (another timbre). Ihre jüngste CD Spilled Out from Tangles erschien 2020 bei Huddersfield Contemporary Records und umfasst Solowerke von Lisa Illean, Sivan Eldar, Nomi Epstein und Lawrence Dunn.

Beim Aspekte Festival 2024 erklingen Werke von Pierluigi Billone, Georges Aperghis, Frauke Aulbert, Brigitta Muntendorf, Pauline Oliveros, Agnė Mažulienė, Christian Wolff, Rubert Huber, Robert Moran, Otto M. Zykan, Michael Mautner, Maria Gstättner oder Karim Zech. Es spielen Phace, Names New Art and Music Ensemble Salzburg, das Ensemble Network of Vocal Arts, Vokalinio meno tinklas, das Ensemble Reihe Zykan und das œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik. Uraufgeführt werden Werke von Hossam Mahmoud, Tímea Hvozdíková, Louis d'Heudieres, Agnė Mažulienė oder Maria Gstättner, sowie weitere Werke von jungen Komponistinnen im Rahmen des Wettbewerbs Jugend komponiert.

Aspekte Salzburg – 6. bis 10. März – aspekte-salzburg.com
Bilder: Aspekte / Dimitri Djuric
 

 

 

 

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