asdf
 

Mit Musik Dissonanzen überwinden

HÖRVERGNÜGEN / ASMIK GRIGORIAN

30/07/22 Grad' war Puccini-Premiere mit Asmik Grigorian in allen drei weiblichen Hauptrollen des Trittico. Auf ihrer lang erwarteten Debüt-CD öffnet die Sängerin den Blick auf das russische Schaffen im Genre Lied – ein glückhaft zu erkundendes musikalisches Feld. Wie berührend und spannend es zum Beispiel bei Sergej Rachmaninov sein kann, beweist nun die großartige Sängerin.

Von Andreas Vogl

Asmik Grigorian, gebürtige Litauerin und zur Zeit wieder auf der Salzburger Festspielbühne präsent – nach Salome und Chrysothemis in Elektra singt sie die drei Einakter von Puccini – ist mittlerweile eine ganz Wichtige im Opernbusiness. Nicht nur gesangstechnisch sondern auch weil sie einen neuen Sängerinnentypus verkörpert. Die Abkehr vom divenhaften liegt in ihrem unprätentiösen, bodenständigen Naturell. Die Frauen, die sie spielt, sind heutig. Die Rollen interpretiert sie nicht bloss, sie lebt ihre Figuren. Wohl wissend um die Gefahren der Marketingmaschinerien der Plattenlabels, hat sie bis dato noch keine CD aufgenommen. Diverse DVDs von Mitschnitten der Festspiele und jüngst auch der erfolgreichen Rusalka aus Madrid und aktuell die Jenufa aus London, sind die ersten Tondokumente der Sängerin. 

Das klug aufgestellte und durch bedacht ausgewählte Künstlerinnen und Programme erfolgreiche belgische Label ALPHA, hat die großartige Sopranistin nun doch überredet ins Tonstudio zu gehen und gottseidank sie selbst dabei gestalten lassen. Gemeinsam mit dem Pianisten Lukas Geniusas wählte sie 19 Lieder von Sergei Rachmaninov aus.

Dabei herausgekommen ist ein pralles Leidenschaftspaket voll großartiger Musik auf teils original russische Textvorlagen wie Puschkin, Polonsky, Tolstoy, Kruglow oder Galina Galina, aber auch russische Übersetzungen von Victor Hugo oder Alfred de Musset. Thematisch erzählen die Texte von Einsamkeit, Liebes- und Todesschmerz und großen Sehnsüchten. Da passt Rachmaninovs Kompositionssprache, die die Singstimme dramatisch opernhaft auflädt und eine ausgeprägte, virtuose Klavierbegleitung erfordert, perfekt dazu.

Das titelgebende und gleich erste Lied op. 34/13 Dissonanzen auf der CD ist beispielhaft für Grigorians emotionales Hineinleben in Musik und Sprache. Innere Konflikte, poetisches Gedankengut einer zerrissenen Person, äußern sich musikalisch in harmonischen starken Gesangslinen. Eine typische Rachmaninov Melodie bildet auch das sehnende Hauptthema des op.4/4 O sing, Du Schöne, sing mir nicht. Das zarte Sumerki op.21/3 erinnert an Debussy. Rachmaninovs Liedwerk spannt einen großen vielseitigen Bogen!

Das BBC Music Magazine spricht von einem „must-have debut-recital“ und für das deutsche Rondo-Magazin trifft Grigorians „kraftvolle intensive Stimme direkt ins Mark“. 

Da bleibt nicht viel hinzuzufügen. Außer die dringende Empfehlung, sich dem russischen Liedwerk zu widmen. Mussorgsky, Tschaikowsky und Rimsky-Korsakov verdienen es, entdeckt zu werden! 

Einziges Manko der CD – leider fehlen die deutschen Liedtext-Übersetzungen im Booklet.

Dissonance: Asmik Grigorian, Sopran. Lukas Geniusas, Klavier. ALPHA796

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014