asdf
 

Wien trifft Mittersill

RAURISER LITERATURTAGE / SPOKEN WORD

01/04/22 Debüts sind ein Herzstück der Literaturtage – der Rauriser Literaturpreis wird seit jeher für Debüt-Romane verliehen. Heuer gibt es noch ein Debüt: Erstmal fand Spoken.Word Einzug in Rauris. Eröffnet haben die Pinzgauer Dialektautorin Anna-Lena Obermoser und die Rapperin Yasmin Hafedh.

Von Magdalena Schobesberger

Die Songschreiberin, Dialektautorin, Sprecherin und Sozialarbeiterin Anna-Lena Obermoser trägt in ihrer Mundart, dem Pinzgauer Dialekt vor. Dass ein Teil der Besucherinnen und Besucher vielleicht nicht alles versteht, ist kein Hindernis. Die Autorin ist der Meinung, „dass wir uns – auch wenn wir alles verstehen – nie ganz verstehen können“.

Die Dialektautorin verleiht ihren Worten Gefühle, die bis in Herz dringen. Ihre Performance ist einzigartig und mutig. Sie wechselt zwischen Erzählung und Gesang, hebt ihre Stimme, senkt ihre Stimme, ist mal lauter, mal leiser. Authentizität und Natürlichkeit sind bewegend. Mitreißend ist, was sie sagt, aber vor allem, wie sie es sagt. Sie spricht in ihren Texten von einer Kindheit, in der man sich anpassen muss, in der man erzogen wird und sich fügen muss. Sie spricht aber auch von der Rolle der Frau, als ein Mensch, der sich ständig kleiner macht, als er ist und sich nichts zutraut. Vor allem aber ermutigt sie. Sie ermutigt, das Schöne in der Welt zu sehen und sich selbst mehr zuzutrauen.

Eine gute halbe Stunde trägt sie ihre Texte im freien Stil vor. Der Dialekt ist offenbar die Sprache ihrer Natur, die Sprache ihres Denkens und die Sprache ihrer Erfahrung. Anna-Lena Obermoser beeindruckt mit ihrem direkten Ausdruck und intuitiven Rhythmus.
SEI NID SO HOAT ZU DIA
TRINK AN SCHLUCK WOSSA
SCHAU WOS DU SCHO OISSE GSCHOFFT HOST
EGAL WOS KIMB
DES SCHOFFST ETS A

SEI NID SO KOIT ZU DIA
SCHNAUF TIAF DUACH
SCHAU WOST SCHO OISSI GSCHOFFT HOST
EGAL WOS KIMB
SEI DA GWISS, DASSD NID OISSE SCHOFFN MUAST

Auf die gebürtige Mittersillerin Anna-Lena Obermoser folgte die gebürtige Wiener Rapperin, Autorin und Slam-Poetin Yasmin Hafedh, eine der renommiertesten Stimmen der Österreichischen Spoken.Word-Szene und Mitglied der Band Yasmo und die Klangkantine. Ihr erster Text handelt von einer Frage, die ihr oft gestellt wede und auf die es so schwer sei, „eine kurze Antwort zu geben“. Die Frage werde vielen in Österreich lebenden Menschen gestellt und vielen fehle die Antwort. Wenn Yasmin Hafedh nämlich sagt: „Ich bin Wienerin. Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, wartet sie schon auf die nächste Frage: „Nein, ich meinte, woher kommst du wirklich?“ Der Text von Yasmin Hafedh spricht für sich. Die Slam-Poetin beschreibt ihre persönliche Reaktion, auf die Frage, die so stark an eine Erwartung geknüpft ist, sodass es für die Fragenden schwer sei, „eine unerwartete Antwort zu akzeptieren“. Yasmo ist witzig, humorvoll, sympathisch und kritisch. Sie setzt sich mit gängigen Vorurteilen auseinander und hinterfragt Machtstrukturen provokant. Sie beschreibt, was sie stört und bringt gleichzeitig einen Witz auf die Bühne, der sehr erfrischend ist: „Schiebst du immer alles auf's Patriarchat, oder übernimmst du auch mal Verantwortung?“

Die Rauriser Literaturtage dauern noch bis Sonntag (3.4.)  www.rauriser-literaturtage.at
Für DrehPunktKultur berichten Studentinnen und Studenten von Dr. Uta Degner im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2022)“ am Fachbereich Germanistik von den Rauriser Literaturtagen
Bilder: www.rauriser-literaturtage.at / David Sailer / www.davidsailer.com
Das Textzitat ist ein Auszug aus Anna-Lena Obermosers Rede, die im SALZ Zeitschrift für Literatur zu den Rauriser Literaturtagen 2022 abgedruckt ist 
Zum Bericht Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten
Zum Bericht Über die Verbannung von Schafen in der Literatur 
Zum Bericht Amoralisches Kater-Philosophicum
Zum Gespräch mit Anna Albinus Am Anfang war ein Bild…Schirm?   
Zum Bericht Von Trauben und anderen Lese-Früchten
Zum Vorbericht Endlich wieder nach Rauris!
Zur Buchbesprechung Kein Schuss in den Ofen

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014