Strickliesl und fremde Sprachen
HALLEIN / ZIEGELSTADEL / SCHATTENTHEATER
08/10/12 Paula schwärmt Paul vom spannenden Abenteuer fremder Sprachen vor. Zusammen machen sie sich auf einen aufregenden Weg in ferne Länder und Paul lernt, wie gut es ist, wenn man etwas versteht… Am Freitag, 5.10., lud das Theater bodi end sole mit „Geschichten von der Oma“ zu einem interkulturellen Schattentheater in den Halleiner Ziegelstadl.
Von Ursula Trojan
Erwartungsvoll murmelnd – in welchen und wie vielen Sprachen ist nicht auszunehmen – sitzen große und kleine Zuschauer vor einer recht unüblich wirkenden Puppenbühne: Dort, wo sich sonst Handpuppen bewegen und heraus lehnen, ist eine weiße Leinwand gespannt. Dann geht das Licht aus. Eine ältere Dame scheint zu spät zu kommen, sie entpuppt sich als „Oma“ mit ihrem Strickzeug. Einen kleinen Pullover präsentiert sie stolz; bunte Wollblumen schmücken ihren Hut. Zufrieden lässt sie sich in ihrem Lehnstuhl nieder und überlegt, wie in vielen Sprachen die Märchen dieser Welt beginnen. Es sind dies wohl die Worte „Es war einmal…“. Freudig arbeitet die Oma mit ihrer Strickliesl an einer langen Wollschlange. Plötzlich taucht ein frecher, schwarzer Rabe auf. Auch er entstammt ihren Nadeln. Der Vogel klaut blitzschnell den Strang und zieht ihn hinter die Bühne. Im mittlerweile erleuchteten Fenster erscheint er als Schatten-Rabe und fliegt mit dem „roten Faden der Geschichte“ durch die Kulisse.
Paul und Paula heißen die beiden Protagonisten des Stücks, von dem die Großmutter erzählt. Von Hallein aus machen sie sich auf, andere Sprachen und Klänge zu hören, zu erleben und auch zu lernen. Und kommen drauf, dass es schon in Tirol anders klingt…
In Zusammenarbeit mit dem IKU Hallein wendet sich das Theater bodi end sole diesmal auch an kleine Zuseher – und an anderssprachige. Zu Puppenspielerin Barbara Vidmar gesellen sich hinter der Bühne daher Neda Kuric und Saliha Özdemir, die ihren Schattenfiguren, den Tieren oder Ungeheuern, bosnische und türkische Worte verleihen. Regisseurin Christa Hassfurther möchte „ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger“ mit dieser Vorstellung alle Kinder und Erwachsenen in ein zauberhaft bebildertes Reich des einander Verstehens entführen. Myrto Dimitriadou vom Toihaus stellte dazu originale Schattenfiguren zur Verfügung, die von Puppenbauerin Barbara Vidmar mit märchenhaften Flachfiguren und Kulissen ergänzt wurden. Die possierlichen Strick-Handpuppen bereichern zwischendurch die Handlung. Christel Fasching ist die fleißig nadelnde Großmutter, deren eingangs erwähnte Woll-Kordel sich wie eine Nabelschnur mit den schwarzen Scherenschnitt-Schauspielern verbindet.