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Im altmodischen Lincoln

NEU IM KINO: DER MANDANT

06/07/11 "Der Mandant“ ist ein unterhaltsamer Justizthriller mit guter Besetzung, allen voran Matthew McConaughey als einer der coolsten Anwälte der Filmgeschichte. Trotz einiger guter Wendungen hält sich der Film aber leider etwas zu sehr an altbekannte Hollywood-Formeln.

Von Andreas Öttl

Es ist kein Zufall, dass die Hauptfigur von „Der Mandant“ ein altes Auto (den Lincoln des viel besser passenden Originaltitels „The Lincoln Lawyer“) und nicht ein Brandneues fährt denn der Film kommt fast so altmodisch daher wie das Auto. Er scheint den 90er Jahren – der Goldenen Ära der John Grisham Verfilmungen – entsprungen zu sein. Er macht zwar etwas mehr Spaß (der allerdings auf Kosten des Realismus geht) als diese zumeist todernsten Filme, dennoch lassen sich die Parallelen nicht verleugnen. Matthew McConaughey spielt eine ähnliche Rolle als jene, die ihn 1996 im Film „Die Jury“ zum Star gemacht hat. In der Zwischenzeit ist er leider mehr durch sein Privatleben als durch seine Filme aufgefallen. Vielleicht sollte der ehemalige Jura-Student in Zukunft seine Rollenwahl auf Anwälte beschränken…

Es ist jedoch zu befürchten, dass er dann kaum mehr Angebote bekommen würde, denn man darf nicht vergessen, dass sich Hollywood in den vergangenen fünfzehn Jahren grundlegend verändert hat. Filme wie diese wurden damals von den großen Studios produziert, während „Der Mandant“ jetzt vom halb unabhängigen Mini-Studio Lions Gate finanziert wurde. Intelligente, qualitätsvolle Unterhaltung, bei denen die Schauspieler im Mittelpunkt stehen, hat für die Studios keine Priorität mehr. Stattdessen setzt man auf hoch budgetierte Filme mit Event-Charakter, 3D-Spektakel und einige wenige Prestigeprojekte von namhaften Regisseuren. Auf eine gewisse Art ist es daher sehr erfrischend, wieder einmal einen Hollywood-Film alter Schule zu sehen, bei dem die Charaktere und die Geschichte im Vordergrund stehen und der die Intelligenz des Publikums nicht beleidigt.

Was die Cleverness betrifft, kann sich „The Lincoln Lawyer“ freilich nicht mit seiner Hauptfigur messen. Trotz einiger Wendungen ist die Handlung recht vorhersehbar. Ein Beispiel: Ryan Philippe spielt den wegen Mordes angeklagten arroganten Reichen und Michael Pena den unschuldig im Gefängnis sitzenden mittellosen Latino. Wer von beiden wird wohl am Ende eines von traditionellen Moralvorstellungen geprägten Hollywood-Films seine gerechte Strafe bekommen? Stereotypen und eindimensionale Charaktere wie diese sind der Grund, dass der Film – bei allem Unterhaltungswert – nicht wirklich überzeugt.

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Bilder: Cineplexx

 

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