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Daheim auf allen Tasteninstrumenten

TODESFALL / DANIEL CHORZEMPA

06/04/23 Zwischen Ansehen und Ruhm klafft manchmal eine große Lücke. Ansehen hat der Organist Daniel Chorzempa auf der ganzen Welt genossen, nicht nur als Interpret für Bach und Liszt. Aber Ruhm? Selbst in Salzburg ist er, wiewohl fast zwei Jahrzehnte lang Professor für Orgel an der Universität Mozarteum, kaum beachtet worden.

Von Reinhard Kriechbaum

Von 1994 bis 2013 leitete der gebürtige Amerikaner, der dann seinen Lebensmittelpunkt nach Florenz verlegte, eine Konzertfachklasse für Orgel am Mozarteum. Dabei war das gar nicht sein einziges Instrument: In den frühen 1970er Jahren erntete er hymnische Kritiken als Pianist mit Beethoven-Programmen. EMI veröffentlichte sogar eine Schallplatte mit Beethoven-Sonaten. Als Organist, Cembalist und Pianist ist Daniel Chorzempa weltweit aufgetreten, seine stilistisch und philologisch fundierten Interpretation von der Renaissance bis in die Gegenwart wurden von Fachleuten gerühmt. Für eine Einspielung von Bachs Wohltemperiertem Klavier wählte er gezielt je nach Stück Clavichord, Cembalo und Orgel, Instrumente aus dem Berliner Musikinstrumentenmuseum.

Im Alter von vier Jahren hatte er den ersten Klavierunterricht in seiner Heimat Minnesota erhalten, und mit sieben Jahren zusätzlich Violinunterricht. Als Dreizehnjähriger saß er bereits in Kirchen auf der Orgelbank und mit siebzehn gab er Unterricht an der Universität von Minnesota, an der er 1971 mit einer Dissertation über Julius Reubke dissertierte. Danach studierte er an der Kölner Musikhochschule Cembalo, Klavier, Dirigieren und Komposition. 1970 trat er dem Kölner Studio für Elektronische Musik bei. Eine Reihe seiner Kompositionen auf diesem Gebiet, namentlich das Sonett, fanden international Widerhall.

Daniel Chorzempas Interpretationen der Werke von Franz Liszt trugen maßgeblich zur Renaissance von dessen Kompositionen in unserer Zeit bei und führten dazu, dass ihm als Erstem von der Budapester Liszt-Gesellschaft der Grand Prix du Disque verliehen wurde. Neben Liszt wurde Bach seine Domäne. Für seine Bach-Einspielungen erhielt er den Deutschen Schallplattenpreis, für Händel-Aufnahmen den Edison-Preis. Daniel Chorzempa war Vorstandsmitglied der Internationalen Bach-Gesellschaft Leipzig. Er hat Meisterkurse für Orgel, Klavier und Cembalo in England, Finnland, Deutschland, Italien und in der Schweiz gegeben. Als Dirigent hat er, neben den großen symphonischen Werken des 19. und 20. Jahrhunderts, auch Opern des ausgehenden 18. Jahrhunderts zur Aufführung gebracht.

So vielseitig dieser Multi-Tasteninstrumentalist auch war, im Salzburger Konzertleben ist er unserem Wissen nach nie in Erscheinung getreten. Auf das Orgelkonzert-Ringelspiel in den diversen Kirchen ist er nie aufgestiegen. Einmal findet man seinen Namen im Festspiel-Archiv, bei der Produktion von Rossinis La Cenerentola 1989 saß er am Hammerflügel.

Am 25. März ist Daniel Chorzempa in Florenz verstorben. Er wurde 78 Jahre alt.

Bild: Universität Mozarteum

 

 

 

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