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Ein prallvolles Portfolio

IM PORTRÄT / ROBERTO GONZÁLES-MONJAS

23/03/23 Es ist ja längst üblich, dass Dirigenten mehrere Chefpositionen innehaben. So wird auch der designierte Chefdirigent des Mozarteumorchesters ab der Saison 2024/25, Roberto Gonzáles-Monjas, fleißig pendeln. Er ist Chefdirigent des Galicia Symphony Orchestra in Spanien und Geigenprofessor an der Guildhall School of Music & Drama in London. Auch mancher Transatlantik-Flug ist wohl vorprogrammiert, denn er ist auch künstlerischer Leiter der Iberacademy in Kolumbien.

Der 35jährige Dirigent und Geiger ist also gut und rasant unterwegs im Musikgeschäft. In dieser Saison ist er noch Chefdirigent und künstlerischer Berater der Dalasinfoniettan in Schweden und neuerdings Erster Gastdirigent des Belgischen Nationalorchesters. Seit der Saison 2021/22 steht er auch dem Musikkollegiums Winterthur in der Schweiz vor. Ein prallvolles Portfolio also.

Zu den Vorhaben der aktuellen Saison in Winterthur, die den Auftakt zu einem dreijährigen programmatischen Triptychon bildet, das von Mozarts letzten drei Sinfonien inspiriert ist, gehören Konzerte mit András Schiff, Joyce DiDonato, Yeol Eum Son und Lisa Batiashvili sowie Aufführungen von Haydns Schöpfung, die Uraufführung von Andrea Tarrodis Fragments of Enligtenment und die europäische Erstaufführung von Caroline Shaws neuem Cembalokonzert.

Roberto Gonzáles-Monjas ist extrem vielseitig. Das Zeitgenössische spricht ihn genau so an wie die Alte Musik, deshalb arbeitet er häufig mit den Berliner Barocksolisten zusammen und wirkte als Geigensolist an deren Sony Classical-Veröffentlichung von Bachs Brandenburgischen Konzerten unter der Leitung von Reinhard Goebel mit.

Seine Discographie spiegelt die weit gespannten Interessen: Mit dem Mozarteumorchester hat er Mozart-Serenaden aufgenommen (die CD erscheint im Sommer), mit dem Musikkollegium Winterthur Werke von Mozart, Schoeck, Strawinsky, Carl Philipp Emanuel Bach und Saint-Saens (für Claves Records). Viel Unterschiedliches auch auf dem Podium: Das Violinkonzert von Esa Pekka Salonen hat er mit dem Orchestre Nationale D'Île de France gespielt und Strawinskys Le Sacre du Printemps mit dem Musikkollegium Winterthur, der Iberacademy und achtzig jungen Tänzerinnen und Tänzern umgesetzt. Er dirigierte eine szenische Umsetzung des Mozart-Requiems in der Regie von Stéphane Braunschweig an der Oper von Bordeaux und er hob das Violinkonzert Colorfields von Richard Dubugnon als Geiger aus der Taufe. Seine Karriere hat der Spanier als Geigensolist und Kammermusiker begonnen. Er hat in Salzburg Violine studiert.

Zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada gründete Roberto Gonzáles-Monjas die Iberacademy (Ibero-American Orchestral Academy), die erst kürzlich bei der Mozartwoche in Salzburg gastierte. Ziel dieser Einrichtung nach Vorbild des „Systéma“ ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert und hochtalentierte junge Musiker fördert. Die Iberacademy hat ihren Sitz in Medellín (Kolumbien), ist aber auch in Bolivien, Peru, Chile und Kuba tätig.
Bilder: Mozarteumorchester / Marco Borggreve (2); imgartists.com (1)
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