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Humanismus ohne Überforderung

INTERNATIONALE PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG

11/07/24 Haben Humanismus und Aufklärung – und damit letztlich die demokratische Gesellschaftsform – noch eine Zukunft? Dieser Frage widmete sich die Innsbrucker Philosophin Marie-Luisa Frick in ihrem Impulsreferat zum Auftakt der 72. Internationalen Pädagogischen Werktagung am Mittwoch (10.7.) in der Großen Aula.

„Viele wichtige Fragen von heute haben ihre Geburt im 17. und 18. Jahrhundert und keine abschließende Antwort“, so die Philosophie-Professorin. Es gehe also darum zu verstehen, „wie schwierig es ist, diesen ganz hohen Idealen der gleichen Menschenwürde, der Freiheit des Individuums, des gesellschaftlichen Wohlergehens gerecht zu werden.“

Als drei konkrete Herausforderungen benannte sie im Vortrag erstens „die Zukunft der Mündigkeit“, zweitens „die Zukunft des öffentlichen Vernunftgebrauchs“, etwa im virtuellen Raum, und drittens „die Zukunft des Humanismus“. Bei letzterem brauche es beides: Inklusivität plus Pluralität, es brauche zudem einen „Humanismus ohne Überforderung“. Ein aufgeklärter Humanismus mit der „Würde eines jeden Menschen“ im Fokus müsse dem Egoismus entgegenstehen und gegenüber anderen Spezies offen sein, Tiere und Menschen im Blick haben.

„Wir können die Vergangenheit der Aufklärung und ihr Echo als Einladung verstehen“, hielt Frick fest. Mit Fragen um die Gleichheit kämpfe die Gesellschaft bis heute. In Hinblick auf die großen Religionen und Konfessionen etwa, wies sie auf die bis heute oft großen Unterschiede in der Toleranz gegenüber anderen Religionsgemeinschaften und auf unterschiedlichste Konzepte wie Voltaire und John Locke hin, wenngleich eine Entwicklung zu sehen sei. „Wir haben keine einheitliche Vorlage, auf die wir uns beziehen können.“

Marie-Luisa Frick erinnerte unter anderem das Konzept von Mary Wollstonecraft, die 1792, damals revolutionär, Männer und Frauen als „aus derselben Erde geformt“, mithin als Menschen mit gleichen Rechten dachte, festgehalten unter dem Titel „A Vindication of the Rights of Woman“. Fehlende Rechte für Frauen sei ein Problem, das bis heute besteht, hob Frick hervor.

„Menschenrechte und Probleme, die wir damit aus der Aufklärung geerbt haben, sind nicht wenige.“ Es sei Material da, für dessen Veränderung es die Mitbeteiligung alle Generationen brauche. Bezugnehmend auf Neil Postmans Die zweite Aufklärung stellt sich die Philosophin und Ethikerin die Frage, ob neue Technologie wie etwa die vermeintlich „Künstliche Intelligenz“ (KI) die Probleme, für die sie entwickelt wurde, überhaupt lösen könne. „Wir haben keine Kontrolle. Die Schäden, die daraus entstehen können, sind nicht abschätzbar.“

Thema der diesjährigen Internationalen Pädagogische Werktagung ist Veränderungen – annehmen. gestalten. Begleiten. Die dreitägige Veranstaltung mit jährlich etwa fünfhundert Teilnehmenden gilt als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum. Sie richtet sich an Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Sie wird vom Katholischen Bildungswerk Salzburg (KBW) ausgerichtet, in Kooperation mit der Caritas Österreich, der Paris Lodron Universität Salzburg und der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig. (EDS)

Die 72. Internationale Pädagogische Werktagung dauert bis Freitag (12.7.) – bildungskirche.at/werktagung
Bild: Erzdiözese Salzburg / Hiva Naghshi

 

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