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Bau Dir eine Stadt – und gestalte sie

HINTERGRUND / KINDERSTADT MINI-SALZBURG

01/06/24 Ganz „mini“ darf man nicht mehr sein in Salzburgs Kinderstadt: Heuer kann man erst mit acht Jahren dabei sein. Schön, dass das alle zwei Jahre vom Verein Spektrum ausgerichtete analoge Stadt-Lernspiel offenbar nach wie vor mehr Reiz ausübt als das Handy. Mit zuletzt 7.000 jungen Leuten zählte Mini-Salzburg zu den zehn größten Gemeinden im Bundesland.

Die Altersbegrenzung nach unten hat guten Grund. Schließlich ist die Mini-Stadt im Eisstadion und im Volksgarten seit zwanzig Jahren nicht nur das größte Ferienprojekt im Bundesland, sondern seit zwanzig Jahren darum ein soziokulturelles Modellprojekt, das zeigt, wie Bildung auch funktionieren kann – „durch Selbstbefähigung und gegenseitiges Lernen“, wie Spektrum-Geschäftsführer Thomas Schuster betont. Im vergangenen November ist Mini-Salzburg mit dem Österreichischen Jugendpreis ausgezeichnet worden. Und die Kinderstadt ist immer wieder auch neugierig beäugt und imitiert worden. So hat sich auch ein Netzwerk gebildet. Heuer wird Mini-Salzburg Kinderbotschaften aus den Partnerstädten Mini-München (das unmittelbare Vorbild für Salzburg), Mini-Regensburg und Odessa in der Ukraine empfangen, freut sich Schuster.

Morgen Dienstag (2. Juli) öffnet die Kinderstadt Mini-Salzburg für drei Wochen die Stadttore. Man ist zeitlich eine Woche weiter in die Ferien gewandert, auch das ist wohl sinnvoll, weil die Beaufsichtigung von Kindern und Jugendlichen in den Ferien ja für viele berufstätige Eltern eine Herausfprderung ist.

Zum elften Mal also schaffen die Kids in Mini-Salzburg ihr eigenes Stadtleben: Sie arbeiten hier in der Gärtnerei, beim Bootsverleih, bei der Polizei, in den Werkstätten. Sie bauen, experimentieren, eröffnen Geschäfte, chillen in der Beachbar, stehen auf der Bühne, schreiben die Zeitung und machen Politik.

Die Spielidee lebt von der Neugier, dem Ideenreichtum und der Motivation der jungen Leute.Mini-Salzburg ist ein Freizeitprogramm, in dem Lernen und Bildung quasi nebenbei passieren. Die jungen Leute entscheiden selbst, wie lange, wo und wie sie mitspielen, die Teilnahme ist kostenlos und man braucht sich nicht anzumelden.

An über fünfzig Stationen werden die jungen Salzburgerinnen und Salzburger wieder damit beschäftigt sein, sich die Welt im Spiel anzueignen. Verschiedenste Prozesse des politischen und gesellschaftlichen Lebens werden durch eigenes Tun verständlich und schaffen viele Möglichkeiten der Mitbeteiligung.

Was ist heuer neu? Man plant eine Art „Zweigstelle“ der Hellbrunner Wasserspiele mitten im Volksgarten. Auch der Bau eines eigenen Freibads soll Mini-Salzburg bereichern. Neugierige junge Leute können im neuen Dunkelcafé ihre Sinne schärfen. Dort wird es einen Sinnesgarten, Schwarzlichttheater-Performances und „Dinner im Dunklen“ geben. Sogar „Blind Dates“ werden möglich sein.

Der Social-profit-Verein Spektrum verknüpft in Mini-Salzburg Know-How und Erfahrungen aus verschiedenen pädagogischen Aktivitäten zu einem Ganzen und nimmt Partneroganisationen, Förderer und die Öffentlichkeit mit in die Pflicht. Rund sechzig Kooperationspartner sind eingebunden.

Klimakrise, Nachhaltigkeit und Energie-Effizienz sind für junge Menschen vorrangige Motive, da sie die eigene Zukunft massiv beeinflussen. Auch in Mini-Salzburg werden Klimaaktivismus, Stromerzeugung, Ernährung und das eigene Konsumverhalten Themen sein. Es gibt beispielsweise eine Upcycling- und Erfinderwerkstatt.

Othmar Danninger, AK-Vizepräsident, wies kürzlich in einem Pressegespräch darauf hin, dass viele Themen der Arbeits- und Lebenswelt der Erwachsenen auch in der Kinderstadt Herausforderungen sind. Um Mitbestimmung und Demokratie zu üben, seien Projekte wie Mini-Salzburg ideal. Wo gewerkelt wird, sind Arbeitskräfte gefragt, also gibt es in der Mini-Stadt ein AMS. Ein Mini-Insolvenz-Fonds soll vor Pleiten und deren Auswirkungen schützen. Versicherungen, zum Beispiel eine für den Verlust des Spielpasses – eh klar.

Sowohl Martin Panosch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in Salzburg, wie auch Thom Kinberger, Vorsitzender ÖGK Landesstelle Salzburg, erinnerten sich in ihren Statements an den Spaß, die große Freude und den Lern-Effekt für die teilnehmenden Kinder. „Wenige Tage in der Spielstadt reichen aus, um neue Potenziale zu entdecken“, so Martin Panosch. Markus Sattel, Vorstandsdirektor der Salzburger Sparkasse, hofft, dass die Kinder erste positive Erfahrungen zum Thema Geld und „finanzielle Gesundheit“ erlangen. Die Banken trügen Mitverantwortung, jungen Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge und einen gut überlegten Umgang mit Geld näherzubringen.

Mini-Salzburg ist ein Bildungsprojekt, das Kreativität, kritisches Denken und Kommunikation fördert. Wir glauben an die Neugier und an die Eigenverantwortung der Kinder und Jugendlichen und sind jedes Mal wieder fasziniert, wie sie selbstverantwortlich lernen und sich bilden. Die Kinder und Jugendlichen machen Mini-Salzburg zum besten Ort der Welt“, erklärt Projektverantwortliche Petra Burgstaller vom Verein Spektrum. Vierzehn Spieltage sind es insgesamt, man rechnet mit durchschnittlich 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Tag. (Spektrum/dpk-krie)

Kinderstadt Mini-Salzburg von 2. bis 19. Juli in der Eisarena, von Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr. Eingeladen sind Kinder und Jugendliche von 8 bis 14 Jahren. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich – Mini-Salzburg hat auch einen Stadtschlüssel. Der wird am Donnerstag (4.7.) um 16 Uhr von der „alten“ Stadtregierung an die neue übergeben. Für alle erwachsenen Gäste gibt’s ein After-Work-Get-Together inmitten der Zeltstadt im Volksgarten – minisalzburg.spektrum.at
Bilder: Spektrum

 

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