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Doch nicht „weck gethan“

GESCHICHTE

13/05/24 Michael Neureiter ist spezialisiert auf alte Kirchturmuhren. Er erinnert an eine Uhren-Transferierung, die auf den Tag genau vor 425 Jahren stattgefunden hat. Das Horologium, die astronomische Uhr vom alten romanischen Dom, ist damals abgebaut worden. Es wurde später ins Stift Nonnberg übertragen.

Von Michael Neureiter

„Anno Christi 1599, den 13. Tag May, hat man das Horologium, darauf die Uhr, so Erzbischoff Mattheuß hat machen lassen, und darunter Erzbischoff Eberhard von Truchsen gelegen ist, abgebrochen und weck gethan.“ Das berichtet Johann Stainhauser, Archivar und Biograph von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, über die Abbauarbeiten am alten Salzburger Dom nach dem Brand am 11. Dezember 1598.

Da geht es nicht um eine Turmuhr, sondern ein Werk im Inneren des Gebäudes. Die unter Erzbischof Matthäus Lang (1519-1540) angeschaffte spätgotische Uhr war vermutlich eine Astronomische Monumentaluhr, wie wir sie aus Straßburg oder aus Münster kennen.

Darauf lässt die zeitgenössische Beschreibung der Altäre des Konradinischen Doms schließen, das Horologium mit „Uhr“ (Zifferblatt) stand zwischen dem Hauptschiff und dem ersten rechten Seitenschiff.

Die Uhr wurde allerdings nicht „weck gethan“, sondern übersiedelt: Wolf Dietrich schenkte sie den Benediktinerinnen von Stift Nonnberg, wo sie „aufgerichtet“ wurde.

Dort baute man für die Domuhr gleich jenen Turm beim Friedhofseingang vor dem Kirchenportal, durch dessen Torbogen man immer noch eintritt. Bereits 1602 ist er auf einer Zeichnung von Hofgoldschmied Paulus van Vianen mit einem angedeuteten Zifferblatt zu sehen ist. Ein Visitationsprotokoll von 1613 erwähnt, der Mesner wohne „in turri horologii in caemiterio sita“, also im Turm der Uhr, der im Friedhof liegt.

Das Horologium war nicht die einzige Domuhr: Es gab auch eine Turmuhr, zwei ihrer Zifferblätter an den Westtürmen zeigt die Stadtansicht von Philipp van den Bossche aus 1599. Sie wurde vom alten Dom in den Turm des Wyßpeckenhofs übersiedelt, der nach dem Bericht von Stainhauser aber schon ab dem 17. Mai 1605 abgebrochen wurde. Leider sind weder diese Uhr noch das Horologium erhalten.

Bilder: Michael Neureiter

 

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