Ideen zur Vorwahlzeit (1)
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
08/02/24 Nicht, dass einer der um den Salzburger Bürgermeister-Sessel buhlenden Bewerberinnen und Bewerber bisher außergewöhnliche Kultur-Ideen hinausposaunt hätte. Da fühlen wir Kulturmenschen uns ehrlich gesagt etwas stiefmütterlich behandelt. Aber dass Vorwahlzeiten sind, das registrieren auch wir. Die wichtigtuerischen Mails mit Nullmeldungen häufen sich.
Die skurrilste Wortmeldung, die gleichwohl die Gemüter seit Tagen am heftigsten aufrührt, ist die von Kay Michael Dankl. Die Umlandgemeinden in die Stadt hereinzuholen, also einzugemeinden. Das wäre zwar eine sachlich feine Aktion. Die als „Schlafburgen“ diffamierten Orte könnte man ja, wenn dieses Etikett stimmte, getrost weiterschlafen lassen. In Wahrheit machen aber diese Gemeinden weniger mit den Kopfquoten für schlafende Bürgerinnen und -bürger Cash, sondern indem sie Gewerbebetriebe über die Stadtgrenzen holen. Sie sind – ein Aspekt, der eigentlich nie benannt wird – Bodenversiegler erster Güte, und das in jenem Umfeld, dessen Intaktheit für Stadtbewohner durchaus von Belang wäre.
Ein Kultur-Streiflicht auf die Umlandgemeinden: Es gibt zwischen Wals und Anif freilich regionale Kulturinitiativen. Aber im Prinzip wird die Kultur für die Schlafburgen-Bewohner zu 99 Prozent in der Stadt Salzburg gemacht. Eingemeindung bedeutete diesbezüglich mehr Kosten-Wahrheit.
Im übrigen: Wirklich ernst kann Kay Michael Dankl seine Eingemeindungs-Idee ja selbst nicht nehmen. Es wäre ein Schuss ins Knie. Kämen die Umlandgemeinden zur Stadt, dann würde die Salzburger ÖVP in der Stadt einen außerordentlichen Bedeutungs-Schub bekommen. Die Roten hätten eher kein Leiberl mehr und die KPÖ-Sympathisanten in Wals, Elsbethen und Anif dürften auch an einer Hand abzuzählen sein. (Wird fortgesetzt).