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Heiliger Acutis, bitte für uns!

STICH-WORT

18/07/24 Influencer sind – zumindest für ältere Generationen – eher etwas, was man scheel betrachtet, wenn nicht gar verteufelt. Aber ein „Influencer Gottes“ kann sich auf Sympathien im Vatikan verlassen. Als ein solcher galt Carlo Acutis, der bald heiliggesprochen wird. Er ist prädestiniert als Internet-Heiliger.

Von Reinhard Kriechbaum

Sein Leben war dramatisch kurz. Carlo Acutis (1991-2006) starb bereits mit fünfzehn Jahren an Leukämie. Der computeraffine italienische Bursche soll ein frommes Leben mit täglichen Messbesuchen, Rosenkranzgebeten und ehrenamtlichem Engagement geführt haben. Bekanntheit erlangte er als „Cyber-Apostel“, „Internet-Patron“ oder „Influencer Gottes“. Wie bei Untersuchungen im Rahmen seines Seligsprechungsprozesses festgestellt wurde, besuchte er im Internet fast ausschließlich Angebote religiösen Inhalts. Das ist tatsächlich verhaltensauffällig und bringt einen Halbwüchsigen in Heiligen-Verdacht. Carlo Acutis hat eucharistische Wunder (also solche rund um die Hostie) dokumentiert und auf einer Website katalogisiert. Die Eltern ermöglichten dem Buben Reisen an die entsprechenden Orte und eigene Recherchen. Wie Vatican News berichtet, baute der Jugendliche auch Internetseiten zu weltweiten Marienerscheinungen, zum Thema „Engel und Dämonen“ und zum Thema „Hölle, Fegefeuer und Paradies“.

Die Heiligsprechung des Carlo Acutis, dieser Tage vom Papst und einigen römischen Kardinälen entschieden, ist bemerkenswert, weil er der erste Millenial ist, dem diese Ehre zuteil wird. Der Termin der Heiligsprechung ist noch offen.

Eine Voraussetzung für die Heiligsprechung ist das Wunderwirken. Carlo Acutis hat bereits im Alter von sieben Jahren seinen ersten Computer geschenkt bekommen, weiß Wikipedia. Da möchte man meinen, nahe liegende Wunder wären, Menschen von Internet-Sucht zu befreien oder sie wenigstens vom Konsum von Pornoseiten abzuhalten. Es sind aber in Rom dann doch „normale“ Krankenheilungen akzeptiert worden, unter anderem einer jungen Frau, die sich in Florenz nach einem Fahrradunfall erstaunlich schnell erholte. Einen Tag lang habe ihre Mutter vor Carlo Acutis’ Sarg gekniet und um Heilung gebetet, hieß es. Ein wundersamer, aber analoger Vorgang also.

Seliggesprochen wurde Carlo Acutis schon im Jahr 2020. Damals hat der päpstliche Legat Agostino Kardinal Vallini in der Predigt in der Basilika San Francesco in Assisi das Internet als „ein Geschenk Gottes, ein Mittel zur Begegnung mit den Menschen, einen Raum des Dialogs, des Austauschs in gegenseitigem Respekt“ bezeichnet. Sein Wort in Gottes und des künftigen Heiligen Ohr!

 

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