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Umweltzeichen und Zungenbärte

STICH-WORT

24/05/24 Das Österreichsche Umweltzeichen fürs Museum der Moderne Salzburg, das freut natürlich. Uns erinnert die Sache an Friedensreich Hundertwasser, einen Vorzeige-Grünen der ersten Stunde, und die Aufregungen um seine „Zungenbärte“.

Von Reinhard Kriechbaum

Es ist bereits die zweite Qualitätsauszeichnung für das Museum der Moderne Salzburg binnen eines halben Jahres. Nach der Verlängerung des Österreichischen Musemsgütesiegels letzten Herbst wurde es nun mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet.

Das Umweltzeichen wird durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) verliehen und gilt als das wichtigste staatlich geprüfte Umweltsiegel in Österreich. Seit 2018 werden damit auch Theater, Museen und Kulturhäuser ausgezeichnet.

Das Design des Gütesiegels geht auf Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) zurück, der einst das Museumsgebäude in der Altstadt, das Rupertinum, mit den legendären Zungenbärten verziert hat.

War das ein Affentheater um diese nach heutigen Maßstäben minimalinvasive Art von „Kunst am Bau“! Hundertwassers Applikationen mit keramischen Fliesen unter einigen Fenstern haben 1983 nämlich die Gemüter der Salzburger mächtig in Wallung gebracht. Es hagelte ob des zunächst probeweise montierten Fassadenschmucks wütende Proteste und die Altstadterhaltungskommission verfügte, dass die Zungenbärte wieder abgenommen werden mussten. Nach ein paar Jahren hatte sich die Aufregung einigermaßen gelegt. 1987 wurden die Zungenbärte anlässlich einer Hundertwasser-Ausstellung wieder montiert. Also alles halb so schlimm, wie sich zeigte – seit 2002 gibt’s sogar Kaffeehäferl mit diesem Motiv als Merchandising-Artikel.

Friedensreich Hundertwasser ließ sich für die Zungenbärte vom unmittelbaren Baugeschehen inspirieren. Er wählte die Form von abgeschlagenen Putzbereichen, die durch die Versetzung der Fenster entstanden waren. Ursprünglich war vorgesehen, die Zungenbärte direkt in die Mörtelschicht einzubetten. Die Idee war, durch die kostbare Farbgebung in Gold und Platin das damals von Otto Breicha geleitete Rupertinum als Haus der Kunst im Festspielbezirk Salzburg besonders hervorzuheben.

Ein Prototyp wurde schon 1982 aufgehängt, und zwar nicht im Hof des Rupertinums, sondern an der Front zum Max Reinhardt Platz hin. Dieses Einzelstück musste 2004 einem Ausstellungstransparent weichen und wurde damals versteigert, es befindet sich seither in Privatbesitz. Aber es gibt ja nicht nur „Bärte“ unter den Fenstern, sondern ein paar knödelige Deko-Teile an der Fassade. Davon schaut immer noch eines in Richtung Festspielhäuser.

Wer dem jungen Hundertwasser bei der Arbeit im Atelier zusehen möchte, kann dies derzeit anhand von Elfriede Mejchars fotografischer Porträtserie tun. Diese ist noch bis 15. September 2024 im Rupertinum im Rahmen einer Ausstellung über Mejchars Schaffen zu sehen.

www.museumdermoderne.at
Bilder: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt (1); Museum der Moderne Salzburg / wildbild (1)

 

 

 

 

 

 

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