Humanismus plus und das „Übernützliche“
STICH-WORT
12/03/24 „Plus“ ist gerade ein Reizwort. Das sagenhafte Plus der Salzburger KPÖ plus, sorgt beispielsweise gerade dafür, dass sich manche die Augen reiben. Im öffentlichen Schulwesen wäre ein ordentliches Plus auch oft gefragt. Vielleicht sogar Humanismus plus?
Schülerzahlen im Bereich der katholischen Privatschulen steigen. Daran erinnert die Erzdiözese Salzburg. Achtzehn Standorte, 5.300 Schülerinnen und Schüler, 691 Lehrende. Das sind die aktuellen Zahlen in der Erzdiözese Salzburg. „Nicht nur die Wissensvermittlung passiert an den katholischen Privatschulen nach sehr hohen Standards. Einen großen Stellenwert haben ethische und moralische Werte“, so Bildungslandesrätin Daniela Gutschi kürzlich beim Tag der Katholischen Privatschulen.
Das Impulsreferat bei diesem Treffen hielt der Berliner Jesuit und Pädagoge Tobias Zimmermann SJ. Er spricht von Humanismus plus. Mit dem Schlagwort will er „eine christliche Prägung des ganzen Bildungsprozesses“ umschrieben wissen „und gerade nicht die Zugabe religiöser Bildung zu einem üblichen Bildungsgang“. Das sei hochaktuell, weil „ein so verstandener Humanismus plus die Leerstelle in den stark von einem funktionalistischen Verständnis von Bildung beherrschten Bildungsdebatten aufdeckt“, so Zimmermann, als Jesuit Angehöriger eines klassischen Schul-Ordens. Bildungskonzepte, die den Menschen mit seiner Würde in den Mittelpunkt stellen, ohne zugleich den realistischen Blick auf die Grenzen des Menschlichen zu verlieren, „tun in Zeiten der Perfektionierung von Genom und Maschineller Intelligenz mehr Not denn je.“
Als Autor und als Mitbegründer des Zentrums für Ignatianische Pädagogik (ZIP), das er seit Oktober 2019 leitet, arbeitet Tobias Zimmermann an Projekten der Entwicklung der katholischen Schulbildung und Spiritualität. Ignatius von Loyola (1491-1556) war Mitbegründer des Jesuitenordens, der vor allem in der Gegenreformation eine entscheidende Rolle als Schulorden spielte.
Ignatianische Pädagogik, so der Referent, ziele auf die Bildung der ganzen Person. Es gehe „um die Entfaltung aller relevanten Anlagen der je einzigartigen Person, mit Herz und Hand, mit Intellekt und Emotion; es geht um die mathematischen, naturwissenschaftlichen und sprachlichen Talente ebenso wie um die künstlerisch-musischen Fähigkeiten, um das ‚Nützliche‘ ebenso wie um das ‚Übernützliche‘.“ (eds/dpk-krie)