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Übrigens: Kuckuck

KAMMERSPIELE / FELIX KRULL

01/01/12 Ja, er fällt auf, der junge Mann. Sein Auftreten, eine Melange aus Charme, beflissener Ergebenheit und naiv unschuldiger Selbstbestimmtheit verbunden mit einem klassisch schönen Männerkörper, ist unwiderstehlich. Die Premiere der Bearbeitung von Thomas Manns Roman-Fragment „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Felix“ hatte am Freitag (28.10.) Premiere in den Kammerspielen.

Von Ulrike Guggenberger

Das Publikum liebenswürdig und lebhaft umwerbend stürmt er in den Raum. Er ist sich seiner Sache sicher – fühlt er sich doch als Lieblingskind der Vorsehung, der Sohn einer Säuferin und eines bankrotten Champagner-Produzenten.

In einer ersten Rolle erlebt man den Titelhelden als einen sich vor dem Stabarzt verzweifelt windenden Jüngling. Um alle Güter in der Welt – er will er zum Militär! Und – wird abgelehnt. Keine Angst, es war nur eine Farce. Erleichtert tritt Felix Krull seine erste Stellung an. Im Grand Hotel wird er ab jetzt passender 'Armand' gerufen. Hier, im Herzen des eleganten Paris, sind andere Talente gefragt. Felix Krull weiß sie zum absoluten Genuss derer, die diese Qualitäten erkennen auf das Vortrefflichste auszuspielen.

Eine gebildete Dame der höheren Gesellschaft, welcher er einen wertvollen Ring gestohlen hat, will ob seiner perfekten Schönheit gar Hermes selbst in ihm erkennen, den Gott der Diebe.

Thomas Mann, der die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ ab 1954 schrieb und unvollendet ließ, gibt seinem Helden die Gabe mit, sich als bravouröser „Schauspieler des Wortes“ aufs Angenehmste durchs Leben zu jonglieren. Felix Krull fällt alles wie von selbst zu. Ohne Pathos, ohne moralischen Zeigefinger: Thomas Manns Stilmittel schöpfen rein aus der Ironie des Lebens, ohne jemals ins Banale zu kippen. Darin liegt auch die Stärke des Abends in den Kammerspielen.

Im Gesamtkunstwerk der Inszenierung von Volkmar Kamm kommunizieren die Ausstattung von Konrad Kulke sowie die Dramaturgie von Astrid Großgasteiger auf das Feinste.

Die Regie von Eva Christine Just und Elena Hofmann scheint den Schauspielern große Freiheit, bei gleichzeitig akkuratem Agieren, zuzugestehen. Ganz offensichtlich macht ihnen ihr Spiel Freude.

Walter Sachers von Philippovich, Britta Bayer, Elisabeth Halikiopoulus brillierten jeweils in mehreren Rollen. Übernehmen nicht auch wir, die Zuschauer, verschiedene Rollen in unserem Leben? Tim Oberließen verwandelte sich schwerelos in den changierenden Hochstapler Felix Krull.

Im Laufe des Abends kommt es immer wieder zu dichten Dialogszenen. Felix Krull, der im Zulassen sein Gegenüber listig über seine Person im Unklaren lässt, versteht es meisterlich, seine bescheidene Herkunft zu verbergen. Die Person ihm gegenüber – überwiegend weibliche, verführerische Exemplare ihrer Gattung – haben ihrerseits ebenfalls heimliche Leidenschaften der Welt gegenüber zu verbergen. Auf diesem Hintergrund begegnen sie sich auf gleicher Höhe.

Aufführungen bis 29. Dezember - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT/Max Pataly-Fejes/wildbild

 

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