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Giiiiieb's mir!!!

SCHAUSPIELHAUS / DER KLEINE HORRORLADEN

25/05/24 Nicht alles was grün ist, sollte einem immer auch gleich „grün“ sein. Ein Schößling, der sich zur Bedrohung auswächst? Das haben wir dieser Tage doch schon wo gehört... Der kleine Horrorladen liegt aber nicht in der Löwelstraße sondern in der Skid Row.

Von Heidemarie Klabacher

Da war also der geheimnissvolle Strahl aus Sternenstaub, in dessen Licht sich unvermittelt die reizende kleine Pflanze im Schaufenster materialisiert hat. Mit deren Größe wächst die Bekanntheit des heruntergekommenen Blumenladens im urbanen Nirgendwo. Der Züchter wird berühmt, der Ladenbesitzer reich. Das Blumengeschäft prosperiert. Aber die wenigen Blutstropfen, die zunächst Hunger und Durst der jungen Pflanze gestillt haben, reichen bald nicht mehr für deren Bedürfnisse...

Das Musical genießt zu recht Kultstatus. Der kleine Horrorladen, angesiedelt auf der Bühne im Schauspielhaus Salzburg, kann sich sehen und hören lassen. Regisseurin Susi Weber bringt die irre Story von der fleischfressenden Pflanzen-Spezies, die die Weltherrschaft übernimmt, mit viel Witz und Ironie und einer gehörigen Portion echten Grauens auf die Bühne. Die beißende Sozialkritik, die die drei zukunftslosen Teenager aus der Skid Row – zugleich die brillannten „Chor“-Sängerinnen und Tänzerinnen – beitragen, kommt en passant und trifft doch ins Mark. Die Texte – Buch und Songs von Howard Ashman – haben seit den späten 1980ern nichts an Aktualität verloren. Die Musik von Alan Menken zündet wie eh.

Das besondere Asset der Produktion: Die Live-Band um Gernot Haslauer „nebenan“ im Glashaus. Das Bühnenbild von Isabel Graf ist so charmant wie reduziert – eine 3D-gewordene Zeichnung quasi, sparsam koloriert. Weil die Ausstattung so clean ist, muss sogar jeder, der den Laden betritt sein eigenes Tür-DingDong beitragen. Ein lustiger Runing Gag. Auch in der größten Aufregung vergisst niemand darauf.
Regisseurin Susi Weber zeichnet die liebenswürdigen Charaktere, den schüchternen Floristen Seymour und die Blumenverkäuferin Audry, betont liebenswürdig. Man muss die beiden gern haben: Luca Vlatković als Seymour und Johanna Egger als Audrey bewegen – auch mit ihrem Gesang – als Romeo und Julia aus dem Slum. Wenn Seymour die Leiche der armen Audrey in den Schlund von Audry II legt (so nannte er die Pflanze), bleibt kein Auge trocken. Noch viel weniger, wenn Audrey von einem ganz normalen Leben in einem kleinen Haus träumt, „dort im Grünen irgendwo“. Als sadistischer Zahnarzt Orin, der sich versehentlich selber mit Lachgas als Pflanzenfutter empfohlen hat, brilliert Wolfgang Kandler. Olaf Salzer verleiht Mr. Mushnik, dem Besitzer des Blumenladens, viel grummelndes Charisma. Hannah Schitter, Leah Geber und Julia Rajsp sind die jugendlichen Nichtsnutzinnen aus der Gosse, die sich als loyale Freundinnen herausstellen: Ihre Auftritte als Halbstarke, als Brautjungfern oder reiche Damen erfordern rasche Kostümwechsel und bringen immer wieder neuen Schwung.

Gesungen und und gespielt wird auf Deutsch mit viel Verve und Esprit. Bei den Liedern könnte da und dort ein wenig an der Textverständlichkeit gefeilt werden. Kein Problem sie zu verstehen hat man mit Audrey II: Bina Blumencron leiht der pflanzlichen Nicht-Veganerin für ihr ständiges lautes Gebrüll „Gib's mir“ (das Blut nämlich) unmissverständlich und tierisch nervend kräftige Stimme. Puppenspielerin Noah Löffelberger ist so manche Schrecksekunde zu danken, wenn Audrey II urplötzlich aus ihrem Blumentopf Richtung Publikum schnellt.

Der kleine Horrorladen – Aufführungen im Schauspielhaus bis 23. Juni – www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: SSH / Jan Friese
 

 

 

 

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