12/06/17 Gespielt wird auf Dreck. Auf schwarzem erdigem Dreck, an dem die Putzfrauen der KunstUniGraz nach jeder Aufführung lange zu kiefeln haben werden. Auch dem Zuschauer gibt „Der Silbersee“ von Kurt Weill noch lange zu denken – als psychedelisches Märchen, brennende Sozialkritik oder tragisches Spiel von der scheinbaren Vergeblichkeit des Gutmenschentums.
07/06/17 Ganz neue Sichtweisen auf das Werk Elfriede Gerstls und die Möglichkeit, bislang unveröffentlichte Texte kennenzulernen: Im Rahmen einer Tagung, die sich mit dem Frühwerk einer der wichtigsten österreichischen Autorinnen nach 1945 beschäftigt, wird auch der Finalband der Gerstel-Werkausgabe präsentiert.
01/06/17 Der ungetreue Liebhaber ist doch „ein Guter“. Die junge Rivalin ohnehin eine der loyalsten Figuren der Operngeschichte. Die tragische Titelheldin wirft wohl kurz die Nerven weg und ruft aus privaten Gründen zum Kampf, doch Normas Selbstlosigkeit siegt - und bewegt jedes Mal aufs Neue. Ganz besonders in der aktuellen Grazer „Norma“.
26/05/17 Über das zu lange Schärpenkleid scheint Atossa, Mutter von König Xerxes, bei ihrem Auftritt mehrmals zu stolpern. Kaum findet sie wieder die Balance. Gold, alles Gold, nicht nur das Kleid. Auch die Haut Atossas wirkt wie gegerbtes Goldleder. Die persische Elite ist mit ihrem Besitzstand verwachsen, quasi verkrustet bis ins Fleisch.
19/05/17 Alte Musik und zeitgenössische Kontrapunkte - von 28. Juli bis 15. August wird unter der Intendanz von Michi Gaigg der Strudengau um Grein an der Donau zur reizvollen Bühne eines reizvollen Programmes mit neun Konzerten, einer Opernproduktion, Modern Dance Tanz und LandArt .
16/05/17 Zwei vertrocknete Pizzaschnitten sind noch da. "Iss das", sagt Feder zu Marie. Sie: "Es wird weitergelebt." Er: "Essen sollst du!" Das ist das eine Ende. Das endgültige für jene jungen Leute, die ein Stück lang wortreich von sich weg geschoben haben, dass sie "zur Verbürgerlichung geboren" seien. Dieses Weiterleben ist fast ein Tod.
26/04/17 Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Auch pralle Metaphern können so humpelnd daher kommen wie die Kurgäste, die jeden Morgen aufs Neue anheben zum Einstieg ins Thermalwasserbecken. „Ich werde mich doch eher in Ruhe lassen“, befindet dann regelmäßig einer, worauf man wieder den geordneten Rückzug antritt Richtung Liege im Ruheraum.
20/04/17 Schon ein recht alter Knabe, dieser Orlando – oder auch ein altes Mädchen, weil wenn man über 350 Jahre Jahre auf dem Buckel hat, haben sich nicht nur die Geschlechterrollen rundherum geändert... Virginia Woolfs „Orlando“ auf einer kleinen Wunderbühne.