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Vielversprechend

STIFTUNG MOZARTEUM / JAN LISIECKI

28/10/15 Der junge Kanadier Jan Lisiecki weiß dem Publikum in diesen kalten Tagen einzuheizen. Bei derart rasanter Dynamik und technischer Virtuosität in den Werken von Mozart, Liszt, Mendelssohn und Chopin kann einem warm werden.

Von Larissa Schütz

Nicht ganz unvorbelastet ist das Stück, mit dem Jan Lisiecki am Dienstag (27.10.) seinen Abend im Wiener Saal eröffnet. Kaum ein Klavierwerk Mozarts hat es öfter ins Fernsehen oder in den Klavierunterricht junger aufstrebender Pianisten geschafft, als die Sonate A-Dur KV 331.

Das „Tema“ ein gern gewähltes Klangbett für rührselige TV-Szenen. Der junge Kanadier spielt es jedoch ohne jeden schmalzigen Beigeschmack. Ganz im Gegenteil. Er gibt dem ersten Satz etwas erstaunlich Nüchternes und zugleich Liedhaftes mit, und versieht die einzelnen Variationen mit jeweils eigener Stimmung. Vom Gassenhauer zum vielseitigen Mozartporträt macht er das allseits bekannte „Alla Turca“ - und damit neugierig auf die folgende Liszt Interpretation.

Franz Liszt „Troise études de concert“ zählen heute zu den bekanntesten Werken des Komponisten, nicht zuletzt, da die drei Etüden jeweils auch alleine stehen können. Lisiecki spielt die dritte, auch Seufzer-Etüde genannt, und zeigt hier vor allem seine technische Virtuosität. Die zwischen linker und rechter Hand schwankenden Melodienverläufe scheinen ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten, denn er spielt sie extrem ausgeglichen. „Etüde“ bedeutet eigentlich Übungsstück. Der junge Pianist präsentiert sie durchwegs poetisch und mit Bedacht auf die Klangwirkung.

Das vielfältige Programm wird zum Portfolio für den Facettenreichtum des jungen Künstlers: Vom klar strukturierten Mozart über den experimentierfreudigen Liszt geht es nach der Pause zu Mendelssohn. Bei dessen zahlreichen Orchesterwerken geraten die Solostücke für Klavier immer wieder in den Hintergrund. Dass Felix Mendelssohn auch ein versierter Pianist war, daran wird das Publikum im Wiener Saal von Jan Lisiecki erinnert. Die „Variations sérieuses“ stehen im Geiste Beethovens - und genau so präsentiert sie Lisiecki auch. Gerade in den tiefen Passagen klopft Beethoven wortwörtlich an, wenn Lisiecki die Sechzehntel grollen lässt.

Der Abend endet mit einem Komponisten, an dem kein junger Pianist vorbei kommt, der sein technisches Können unter Beweis stellen möchte: Frederik Chopin. Die zwölf Etüden op. 25 stehen auf dem Programm, ein schon in sich sehr facettenreicher Zyklus. Wog sich der Kanadier in der ersten Hälfte des Konzertes noch vorwiegend in Nüchternheit, dreht er nun bei Chopin auf, ohne sich dabei in einer zu übermäßig emotionalen Interpretation zu verlieren. Es sind besonders die düsteren Moll-Etüden, die Lisiecki offensichtlich am Herzen liegen. Hier schafft er es, dem Flügel mit dunklen Oktaven und virtuosen Läufen ein Bild des dramatischen Chopins zu entlocken.

Ohne Zweifel, Jan Lisiecki kann viel anbieten und wird auch weiterhin von sich hören machen. Das bunte Programm spricht für sich, mehr aber noch die stehenden Ovationen des Publikums. Als Zugabe gibt es Rachmaninov, auch sehr dunkel. Sehr passend, um das Publikum in die kalte Salzburger Herbstnacht zu entlassen.

Bild: www.janlisiecki.com / DG/Mathias Bothor

 

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