asdf
 

Jakob schreibt für Barbara und Anna

ORCHESTER DER KULTURVEREINIGUNG

29/10/15 Ein Amateurorchester mit Nachwuchssolisten bindet die dahinter stehenden Familien ein und ist selbst so etwas wie Familie, aus der heraus sich der Urgrund für kulturellen Überbau entfaltet. Am Beispiel der Gruchmanns...

Von Erhard Petzel

Dass Familien auch im geschlossenen Verband nach außen wirksam werden können, zeigte Helmut Zeilner, indem er mit dem Orchester der Salzburger Kulturvereinigung ein neues Doppelkonzert für Tuba und Kontrabass uraufführte, das Jakob Gruchmann, mit 24 Jahren der jüngste Professor für Komposition in Österreich, seinen Schwestern Anna und Barbara „herzlich gewidmet“ hat. Frühere Skizzen und familiäre Anspielungen aufgreifend, treibt er im 1. Satz seine Schwestern dialogisierend gegen den Breitwandsound von Starwars-Fanfaren des Orchesters. Dass nach den böhmelnden Schlagerduetten zum lieblichen Polkasound des zweiten Satzes Schluss ist, hängt vielleicht von der Balance ab zwischen Bruderliebe und Arbeitsanfall.

Beachtlich, dass die Hälfte des Programms aus Werken bestand, in denen sich Nachwuchskünstler Sporen verdienen. Geschickt ausgewählt das Trompetenkonzert Es-Dur von Johann Nepomuk Hummel für den jungen Trompeter Raphael Pouget, der damit ein großes Werk mit fulminantem Finale durchzustehen hatte, das ihm doch genug Raum ließ, um zwischendurch zu entspannen und Kraft zu tanken.

Stilistisch im Kontrast dazu das einsätzige „Poéme“ für Violine und Orchester Es-Dur, op. 25, von Ernest Chausson. Der mit 15 Jahren so blutjunge wie im Geigenspiel erstaunlich reife und deshalb mit etlichen Preisen bedachte Ziyu He steht fest verwurzelt mit dem Podium, gebiert aus kräftigem Becken volltönende Antworten auf die elegischen Vorbringungen des Orchesters und stemmt sich orgiastisch in die romantischen Höhepunkte, um sich elegant wieder impressionistischer Gelassenheit hinzugeben. Ein wunderbares Erlebnis.

Mit den Ouvertüren zu Mozarts Figaro und Beethovens Egmont und mit Liszts symphonischer Dichtung „Les Préludes“ bewies sich das Orchester an Werken mit komfortabler Länge und hohem emotionalen Impetus. Das macht Spaß, puscht die Leidenschaft und hilft bei der Bewältigung der technischen Schwierigkeiten. Wenn im Egmont die hohen Stimmen gegen Pauken und Bässe im Hall der Aula auch stellenweise nicht so durchsetzungsaktiv schienen, so überzeugten Spannung und Dynamik, wenn Zeilner ohne Taktstock seine Musikanten aktivierte und zusammenhielt. Auch das Fehlen der Steifheit von Professionellen hat seinen Reiz.

Der Zuspruch in der fast voll besetzten Aula wurde zunächst ungarisch mit Brahms belohnt, dann gedachte man der alpenländischen Herkunft, indem zum Applaus versammelte Solisten (auch der aus Quingdao stammende He), Dirigent und Komponist den Aberseer Jodler anstimmten. Signal zum Aufbruch der Musikfamilie, um nachhause zum Mittagessen in die eigene zu kommen.

Bild: jakobgruchmann.com 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014