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Ein behaglich moderner Abend in Bild und Ton

PAUL HOFHAYMER GESELLSCHAFT / NORBERT STERK

12/11/13 Im Altarraum und am Taufbecken hängen und lehnen eine handvoll Bilder, bunt und kräftig in redundant figürlicher Abstraktion. Sie stammen von Elisabeth Holzer und sind mehr als nur der optische Aufputz für die Musik Norbert Sterk. Die beiden bekennen, einander wechselseitig im Fortschritt ihrer Werke befruchtet und mit Impulsen angeregt zu haben.

Von Erhard Petzel

„Land of sleepless mirrors“ heißt das Stück von Norbert Sterk, ein Auftragswerk der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft, das am Freitag (11.11.) in der Evangelischen Christuskirche uraufgeführt wurde.

Sterk leitet Titel und Teile seiner Inspiration zudem vom Dichter Octavio Paz her (… bleibt der Vogel unsichtbar, sehen wir die Farbe seines Gesanges). Damit keinesfalls genug der Synästhesie. Vom Entstandenen angeregt, steuert Semier Insayif eigene Wortspenden bei und artikuliert mit seiner angenehm weichen Stimme in eigenwilliger Phrasierung.

Das milde Wortspiel trägt ebenso zur Behaglichkeit des Abends bei wie die angenehme Modernität von Bild und Klang. Ob man den Umstand, dass „nacht schatten gewächse“ an den Beginn des Konzerts gerückt und – quasi als Rahmen – am Schluss wiederholt wurde, kritisch kommentieren oder als aparte Idee ästimieren will, hängt wohl vom Charakter der Publikumspersönlichkeit ab.

Das Stück hört sich jedenfalls auch in der Wiederholung noch frisch und unverbraucht. Countertenor (Hubert Wild), Obertonsänger (Bernhard Li Bruckboeg) und Alt (Bernadette Furch) halten harmonisch Balance zu den sonoren Klangschichten des Ensembles mit Vera Klug (Bass-Flöte), Marianne Riehle (Violine), Philipp Lampert (Schlagzeug) und Stefan Konzett (Posaune) unter der unaufgeregt klaren Leitung von Silvia Vassallo-Paleologo.

Insayif setzt unter einen hohen Dauerton der Geige dunkel blühend Gewortetes. Nach einer kurzen Klimax enthalten sich die Sänger der Stimme. Das Orchester baut eine lange Periode in steter Entwicklung an seinen Räumen. Den Schlusspunkt aber setzt der Obertongesang von Li Bruckboegs.

Der findet dann seinen ganz großen Auftritt in „land of closed eyes“ zusammen mit zwei Klangschalen und Philipp Lampert, einem Klangmagier am Schlagwerk. Mit „Land der wachen Spiegel“ ist der Programmkreis ausgeschritten: ein ansprechendes Solostück für Flöte mit dezent eingesetzten zeitgenössischen Spieltechniken, das in der Phrasierung an klassische japanische Flötenmusik erinnert (vielleicht sind derlei Beobachtungen aber auch nur dem noch frischen Eindruck des Festspielsommers geschuldet).

Insgesamt ein sehr ansprechender Abend, der seinem Publikum eine angenehme Atmosphäre bescherte und einen dezent und stilvoll agierenden Obertonkünstler zum Anfassen geboten hat, den der disziplinierte Einsatz im Umfeld einer Ensemble-Komposition nicht schreckt. Dazu eine kurze Promenade zu den ausgestellten Bildern zwischendurch. Leider waren es nicht gerade Massen, das Gebotene zu würdigen. Die aber, die gekommen waren, taten dies gelöst und herzhaft.

 

 

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