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Heldenstücke mit Farbe und Pinsel

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

11/11/13 Im Triumph legt Held Siegfried vom Ufer ab. Der Nachen stürmt durch starrende Schluchten, gleitet vorbei an fröhlichen Jagden oder tanzenden Menschen, getragen und getrieben von munteren Wellen: „Siegfrieds Rheinfahrt“ aus der  „Götterdämmerung“ war der Auftakt zum Höhepunkt der sonntäglichen Wagner-Matinee des Mozarteumorchesters im Großen Festspielhaus.

Von Heidemarie Klabacher

418Bald trübt sich die Stimmung ein. „Die Moldau“ - pardon „Der Rhein“ – wird so düster, wie es in Böhmens Hain und Flur niemals werden könnte. Die Farben verblassen, alles Leben erstirbt.

Wie raffiniert das Mozarteumorchester unter der Leitung von Johannes Wildner den Übergang zum „Trauermarsch“ gestaltet hat! Ganz so, als wäre da nicht ein ziemliches Stück „Götterdämmerung“ dazwischen. Der unheimliche, leise gespielte und doch so intensive Paukenrhythmus ließ schier das Blut gefrieren. So nah beisammen liegen Triumph und Tod. Doch es wäre nicht Wagner, wenn nicht auch im Absterben ein Funke Hoffnung gezündet würde - irgendwo tief drin in der Partitur. Dirigent Johannes Wildner und die Mannen und Frauen des Mozarteumorchesters haben diese Tiefenschichten mit präziser Phrasierung und vollmundigstem Klang ausgeleuchtet und mit prallem Leben erfüllt.

Die „Schluss-Szene“ der Brunhilde, souverän gesungen von der Heroin Linda Watson, schien mit ihrer interpretatorischen Intensität und klanglichen Strahlkraft die fehlenden vier Stunden Oper quasi mitzutransportieren. Nicht nur, weil viele Motive noch einmal vorüberziehen, die Walküren noch einmal reiten oder die Rheintöchter noch einmal klagen. Dieses Finale war so furios musiziert, dass man sich wirklich gewünscht hat, nach dem – tosenden – Applaus mögen die Ausführenden mit der Gesamtpartitur unterm Arm wieder zurückkommen. „Fliegt heim, ihr Raben, raunt es eurem Herrn, was hier am Rhein ihr gehört...“ Inszenierung und Bühnenbild zu dieser packenden, stimmtechnisch souveränen, meist sogar textdeutlich gesungenen „Nummer“ entstanden jedenfalls in Echtzeit im Kopf.

417Bei „Isoldes Liebestod“ im ersten Teil der Sonntagmatinee ist das Temperament mit Dirigent und Orchester gelegentlich durchgegangen, so dass die Orchesterklänge wohl in allen Farben der Liebesgrotte geheimnisvoll glitzerten und funkelten, die Sängerin ihr „Mild und leise“ aber doch eher vergeblich flehte.

Wirklich „mild und leise“ kam dagegen das Vorspiel zum ersten Akt „Lohengrin“ daher. Das überirdische Flirren der Geigen ließ „Taube“, „Tempel“ und „Gefäß von wundertät'gem Segen“ so anschaulich werden, dass man (bitte kein Blasphemievorwurf) wirklich nur von „Realpräsenz“ schwärmen kann: Tatsächlich schien das Konzentrat der Oper – mit den Wagner’schen Motivspielereien geht das ja ganz gut – allein in diesem souverän musizierten „Vorspiel“  enthalten zu sein. Über dem „wundertät'gen Segen“ solch edlen Klanggrundes könnte jeder Tenor sich mit Leichtigkeit in die sauerstoffarmen Höhen der Lohengrin-Partie aufschwingen. „Jetzt wenigstens noch die Grals-Erzählung“, war denn auch der Gedanke zum Vormittag.

Begonnen hat die Wagner-Referenz des Mozarteumorchesters mit den weihevollen Bläserchorälen und schmachtenden Klarinettensoli der Tannhäuser-Ouvertüre und mit der herrlichen Jahrmarktsmusik des „Bacchanals“, das wie eine fetzige Programm-Musik zur Walpurgisnacht daherkam.

Bilder:  www.lukasbeck.com (1); MOS (1)

 

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