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„Die erhabenste und würdigste Musik von allen“

HINTERGRUND / JOHANN MICHAEL HAYDN UND SCHWEDEN

10/10/12 Im Bild der Nachwelt ist Johann Michael Haydn, Bruder des genialen Joseph, das Provinz-Ei schlechthin. Über den Radius Arnsdorf/Michaelbeuern ist der Salzburger Haydn nicht hinausgekommen. Wien-Besuche (drei im ganzen Leben) waren schon extraordinäre Reiseunternehmungen für ihn. Trotzdem hat man ihn als Komponisten im Ausland geschätzt, etwa in Schweden, wo ihn die königliche Musikakademie zum Mitglied machte.

Seit 1763 lebte Michael Haydn (1737-1806), der jüngere Bruder Joseph Haydns, in Salzburg. Hier war er in die vorderste Reihe der Kirchenmusiker gerückt. Er genoss Anfang des 19. Jahrhunderts Anerkennung weit über regionale Grenzen hinaus. Dies dokumentieren große Kompositionsaufträge, darunter des spanischen Hofes (Missa hispanica, MH 422) oder des Wiener Kaiserhauses (Theresien-Messe MH 796, Missa subtitulo Sancti Francisci Seraphici MH 826), aber auch seine Nominierung zum externen Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie für Musik in Stockholm im Februar 1804 – eine Auszeichnung, in der sich internationale Wertschätzung spiegelt. Das Ernennungsdekret, das sich in Haydns Nachlass befand, gilt heute als verschollen.

Als Dank sandte Haydn unter anderem eigenhändige Abschriften seiner doppelchörigen Spanischen Messe (MH 422), der Rupertus-Messe, (MH 322) und der Dominicus-Messe (MH 419, geschrieben für St. Peter-Abt Dominikus Hagenauer zu dessen Abtweihe 1786) nach Stockholm. Ob die von Michael Haydn selbst kopierten Werke dort auch wirklich eingetroffen sind, darüber herrschte in der Biographie, die seine Freunde 1808 herausgegeben hatten, noch Ungewissheit, da bis dato von dort kein „Empfangsschein“ eingelangt sei: „Möchte jene ehrwürdige Versammlung durch dies öffentliche Wort bestimmt werden, uns aus dieser peinlichen Ungewissheit zu reißen!“

Dass damals tatsächlich alles gut angekommen ist, davon konnte sich Elisabeth Resmann, Leiterin der Kulturellen Sonderprojekte des Landes Salzburg, unlängst an Ort und Stelle überzeugen. In Stockholm hat sie die Michael Haydn betreffenden Dokumente eingesehen.

Das sind zum einen eben Michael Haydns der Akademie zugedachten Werke, zum anderen handschriftliche Sitzungsprotokolle – verfasst vom schwedischen Komponisten Pehr Frigel, dem Sekretär der Akademie. Darunter ist auch die Niederschrift der Sitzung vom 11. Februar 1804, bei der die Aufnahme von Michael Haydn in die Königlich-Schwedische Musikakademie beschlossen wurde. „Per Akklamation“ sei das geschehen, heißt es im Protokoll. Ferner wird in den Protokollen über Geldbitten von Michael Haydns Witwe Maria Magdalena berichtet.

Es existieren auch einige französischsprachige Briefe von Pehr Frigel „Á Monsieur Jean Michel Haydn, Maître de Chapelle á Salzbourg“. Im Brief vom 4. September 1804 drückt Pehr Frigel im Namen der Königlichen Musik-Akademie Stockholm seine Befriedigung darüber aus, dass Michael Haydn und sein Bruder Joseph Haydn die Mitgliedschaft in die schwedische  Musikakademie akzeptiert hätten: „Zwei Künstler einer so verdienstvollen Berühmtheit wie die Ihre und jener Ihres würdigen Bruders, deren Genius sich immer nach dem nobelsten Ziel dieser göttlichen Kunst, die sie beide ausüben und mit sublimen Werken bereichern, ausgerichtet hat“, wie es wörtlich heißt. Der Brief vom 29. Oktober 1805 endet mit den Worten: „Glücklich der, der in einem Land lebt, wo man der Kirchenmusik genug Wertschätzung zukommen lässt und sie aufführt in all ihrer Perfektion. Glücklich, wer sich an so einem Meister erfreuen kann.“

Von all diesen schwedischen Dokumenten besitzt die Johann Michael Haydn-Gesellschaft nun Faksimiles, auch von der Jubiläumsmesse (Rupertus-Messe MH 322 vom August 1782), einem exemplarischen Werk, das bislang in Salzburg nicht im Autograph vorhanden war.

Haydns Fuge über „Cum SanctoSpirito“ in der Rupertus-Messe rief übrigens besondere Bewunderung beim Amateurkomponisten Frigel hervor: „…mit diesem Feuer, dieser großartigen Erhebung und diesem Reichtum an Begleitung: Die erhabenste und würdigste Musik von allen.“
(Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft)

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