Seit fünfzig Jahren zusammen
MATTSEER DIABELLI-SOMMER / WIENER STREICHQUARTETT
16/08/14 Lang ist’s her, da boten die Salzburger Schlosskonzerte Festspiel-Orchestermitgliedern regelmäßig ein Podium für Kammermusik. Wer jetzt Wiener Philharmoniker erleben möchte, muss etwas weiter schweifen. Doch so weit auch wieder nicht: etwa nach Mattsee.
Von Horst Reischenböck
Anton Diabelli hat als Verleger auch Schubert-Lieder veröffentlicht, darunter „Die schöne Müllerin“ sogar in eigenem Arrangement. Guter Grund also, am Donnerstag (14.8.) wieder einmal dort, beim Diabelli-Sommer, er einer „Schubertiade“ einzuladen. Übrigens einen Tag, bevor die Festspiele eine solche angesetzt hatten. In Mattsee zielte man nicht bloß auf Schuberts Vokalschaffen ab – in diese Richtung wird das Wort „Schubertiade“ landläufig verstanden. Eingeladen war das Wiener Streichquartett, das seit Aufhören der Kollegen mit dem Namen „Musikverein Quartett“ nunmehr bereits 50 Jahre lang allein die Tradition diesbezüglicher Musikpflege aus den Reihen der Philharmoniker pflegt und hoch hält.
Seitdem Mattsee zum Aufenthaltsort während ihrer Festspielauftritte gewählt wurde, treten diese Musiker dort auch immer wieder gerne auf. Sie taten das schon lange bevor der Diabelli-Sommer ins Leben gerufen wurde. Zu dessen fixen Bestandteilen zählt seit Anbeginn ein Konzert des Wiener Streichquartetts.
Es hat den Anschein, als wäre der mittlerweile 71jährige Ensemble-Gründer und philharmonische Konzertmeister Werner Hink tatsächlich immer besser geworden. So jedenfalls der erste Höreindruck, mit dem er sich zart in das Es-Dur-Quartett D 87 einschlich, das er zusammen mit seinen Kollegen Hubert Kroisamer, 2. Violine, Hans-Peter Ochsenhofer (Viola) und Fritz Dolezal (Violoncello) schon vor zwei Jahren am selben Ort spielte. Wegen der posthumen Veröffentlichungszahl op. 125 Nr. 1 ist dieses Stück lange als Spätwerk angesehen, aber es ist - nach etlichen vorangegangenen Entwürfen - eigentlich Schuberts erster vollgültiger Beitrag zur Gattung. Er hat sich damit den Kollegen der Wiener Klassik ebenbürtig zur Seite gestellte. Leuchten da und dort Vorbilder durch, verbreitet sich im Seitenthema des Energie-geladen finalen Kehraus fast so etwas wie Wiener Heurigenstimmung.
Nach der Pause stand dann mit dem Streichquintett in C-Dur D 956 eines der Gipfelwerke der Kammermusik überhaupt auf dem Programm, Da hat sich als zweiter Cellist Philipp Preimesberger dazugesellt – er ist sonst für die Kleinen Festspiele auf der Burg Golling verantwortlich, in der dasselbe Programm abends darauf geboten wurde. In dieser zügig packenden, die emotionalen Tiefen auslotenden und dafür herzlich bedankten Interpretation erneut Beweis, dass man das Werk nicht oft genug erleben darf.