Die Landschaft bin ich
SEEKIRCHEN / KUNSTBOX / LANDART-WORKSHOP
11/10/12 Moor, Wald, Lichtung, Bachbett, Unterholz: der Naturraum des Ursprunger Moors, das sich gerade in einer Renaturierungsphase befindet, bot unterschiedlichste landschaftliche Momente für den Kunstbox Landart-Workshop 2012.
Drei kreative Tage: 17 Menschen hatten sich auf Einladung des Kulturvereins Kunstbox eingefunden, um sich von den beiden Landart-Künstlern und Workshopleitern des „Atelier Landart Hannover“, Frank Nordiek und Wolfgang Buntrock, inspirieren zu lassen. Die beiden begleiteten hilfsbereit und liebevoll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrer individuellen künstlerischen Reise durch die Landschaft. Es sollte wirklich jede und jeder einen persönlichen Platz in dem spannenden Gelände finden – einen besonderen Ort in der Natur, den es zuerst zu erfühlen galt.
Durch Wahrnehmungsübungen und Gestaltungsaufgaben wurde zuerst das Umfeld erkundet, um sich seinen Gegebenheiten anzunähern und eine gestalterische Auseinandersetzung mit dem Ort zu beginnen, die unweigerlich zur ästhetischen Befragung des Ortes wurde, zum Dialog mit ihm. Es galt, das Einmalige, das Besondere des Ortes zu finden, das Material zu identifizieren, die Atmosphäre zu verinnerlichen, seine Grenzen, sein Zentrum auszuloten.
Erst dann begannen die Teilnehmer am Workshop, von denen mehr als die Hälfte "Wiederholungstäter" waren, ihr persönliches Kunstwerk zu entwickeln. Jeden Tag ein wenig größer, komplexer, immer wieder unter Anleitung der beiden Spezialisten und ihren thematischen Vorgaben. Zum Beispiel das Thema "Querung": wie unterschiedlich die Zugänge der Menschen dazu sein können, zeigten die beachtenswerten Umsetzungen. Erst am letzten Tag des Workshops entwickelten die Landart-Künstler und Künstlerinnen ihr ganz persönliches Kunstwerk, frei erfunden oder assoziiert.
„Ich habe diesen Prozess nur als Fotograf begleitet, einfach nur zugesehen“, berichtet Leo Fellinger vom Kulturverein Kunstbox. „Was dabei zu lernen war: Die Sprache dieses Dialoges ist die Kunst. Es ist ein Prozess vom Entdecken und Erforschen zum Bestimmen und Gestalten. In diesem inspirierenden Umfeld, das wir Natur nennen, entwickelt jeder Mensch einen individuellen Zugang, entdeckt eigene Themen, Motive und Arbeitsweisen für ein ortsspezifisches Kunstwerk.“ Kunst werde „zum Verstärker der Qualität des Ortes und zum lustvollen Entdeckungswerkzeug der eigenen Kreativität“.
„Ich male nicht die Landschaft – ich bin Landschaft“ – dieser Ausspruch des Malers Jackson Pollock markiert den Punkt, von dem aus die Entwicklung der amerikanischen Landart ihren Ausgang nahm. Diese Menschen fragten sich damals, ob Landart-Installationen gleichzeitig als Interventionen an einem Ort und als Ausdruck des Ortes selbst begriffen werden können. Viele der Fragen, die damals aufgeworfen wurden, sind noch immer unbeantwortet. Vielleicht macht das den Reiz und die Faszination dieser Kunstform aus. (Kulturverein Kunstbox)