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Reden wie die feinen Leute

SALZBURGER STRASSENTHEATER / PYGMALION

22/07/12 Unglaublich, aber wahr: Klaus Gmeiner ist nun schon seit 28 Jahren der Motor des Salzburger Straßentheaters, dessen Beliebtheit immer noch im Steigen ist. Und der Stoff geht  Gmeiner nicht aus.

Von Werner Thuswaldner

„Pygmalion“ von George Bernhard Shaw erweist sich als Volltreffer für das Salzburger Straßentheater, das bis 12. August in Stadt und Land unterwegs ist. Jeder kennt die Geschichte von dem populären Musical „My Fair Lady“ her, aber wenige wissen, dass am Anfang eine witzige, geistreiche Komödie stand. Gmeiner hat genau erkannt, dass in dem Stück das Potential steckt, auf Grund dessen es in die Nähe eines Volksstücks gerückt werden kann. Denn das Blumenmädchen Eliza, das auf den Londoner Straße unterwegs ist, brilliert anfangs vor allem durch ihre extreme Ausdrucksweise, voller kostbarer Formulierungen aus dem Fundus des derbsten Dialekts. Gmeiner schöpfte dafür in seiner Fassung aus dem Bestand der ausgeprägten Wiener Umgangssprache. Die Komik entsteht aus dem krassen Kontrast zwischen der Ausdrucksweise des Blumenmädchens und dem Konversationston, dessen sich die gehobenen Herrschaften befleißigen.

Die Premiere am Freitag (20.7.) konnte leider nicht im Freien stattfinden (die Bilder auf dieser Seite wurden bei der Generalprobe gemacht). Der Keller von Stiegls Brauwelt war bald voll, so dass viele Besucher auf einen späteren Aufführungstermin vertröstet werden mussten. So wurde nur in Ansätzen sichtbar, wie phantasievoll der Bühnenbildner Bernd Dieter Müller Jahr für Jahr den von zwei Pferden gezogenen Thespiskarren ausstattet.

Irene Halenka als Eliza Dolittle hatte mit ihrer deftigen Sprache und ihren couragierten Auftreten gleich von Anfang an die Lacher auf ihrer Seite. Später, nach intensiver Schulung durch den Sprachforscher Henry Higgins, redet sie so gestelzt daher wie einfache Leute, die sich der besseren Gesellschaft anbiedern wollen. Das ist dann noch komischer. Higgins (Leo Braune) ist in dem Stück der scheinbar Gescheite, der besserwisserische Lehrer, aber der moralisch Überlegene ist er bei weitem nicht. Zuletzt ist er es, der eine für ihn ernüchternde Belehrung über sich ergehen lassen muss. Sein Freund, Oberst Pickering (Olaf Salzer), kommt dagegen schon eher dem Idealbild eines Gentlemans nahe.

Auch die übrige Besetzung ist klug ausgewählt: Vera Schweiger als mit gesundem Menschenverstand ausgestattete Bediente, Johannes Kaiser als Elizas Vater (ein Typ, der sich nicht nur sprachlich als markanter Nestroy-Spieler empfiehlt) und Ferdinand Seebacher als junger Liebhaber in Nöten. Er führt eindrucksvoll vor, was für eine seltsame Freizeitbeschäftigung Golf ist.

Der Ire George Bernhard Shaw war ein Spötter. Dieser Zug geht in der Aufführung nicht verloren. Was da über „Korruption“ gesagt wird, sollte im Merkbuch so mancher Politiker stehen.

Aufführungen bis  Aufführungen bis 2. August. – Die Termine: www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung / Wolfgang Lienbacher

 

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