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Stylus Phantasticus und fantastische Programme

INNSBRUCKER FESTWOCHEN DER ALTEN MUSIK

20/02/15 Wo Capriccio, Präludium oder Toccata draufsteht, ist Improvisation drinnen. Wie im Jazz oder im Rock heute, wurde schon in der Renaissance und im Barock improvisiert. „Das Unerwartete wurde zum Ereignis.“ Ein Ereignis wird auch die erste komplette Wiederaufführung der Oper „Il Germanico“ von Nicola Porpora seit ihrer Uraufführung 1732 in Rom.

Von Heidemarie Klabacher

Die 39. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik von 14. Juli bis 28. August gelten dem „Stylus Phantasticus“, der „allerfreiesten und ungebundensten Art des Musizierens, Singens und Komponierens“, wie es der Barockkomponist und Musikgelehrte Johann Mattheson genannt hat.

Alessandro De Marchi und Markus Korselt, der Künstlerische Leiter und der Geschäftsführer der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik haben das Programm 2015 präsentiert. Eröffnet wird das Festival traditionell mit vier Ambraser Schlosskonzerten: „Mit dem Geiger Giuliano Carmignola, den Sopranistinnen Roberta Invernizzi und Anna Prohaska, der Tiroler Harfenistin Margret Köll, der Flötistin Dorothee Oberlinger und dem Cembalisten Florian Birsak werden international führende Persönlichkeiten der Alten Musik zu erleben sein.“ Mit Werken von Pandolfi Mealli und Viviani wird „Innsbrucker Hofmusikgeschichte lebendig werden“.

Den geistlichen Auftakt gibt der Arnold Schoenberg Chor in Stift Stams mit Musik aus dem Stamser Musikarchiv. Tiroler Musikgeschichte ist weiters in einer „Gala für Maria Theresia“ mit Ausschnitten aus der 1765 in Innsbruck uraufgeführten Oper „Romolo ed Ersilia“ präsent. Das Trompeten-Consort Innsbruck wird zu seinem 25. Bestandsjubiläum Aufzugsmusiken aus der Zeit des historischen Innsbrucker Trompeten-Consorts aufführen.
Im Mittelpunkt der Festwochen steht auch 2015 wieder die Oper der Barockzeit. Zwei szenische Opernproduktionen, eine halbszenische Oper sowie zwei Operkonzerte tehen auf dem Programm. Er habe, so Alessandro De Marchi, „Il Germanico“ von Nicola Porpora ausgesucht, Händels größtem Rivalen: „Eine kostbare Wiederentdeckung für die Welt der Alten Musik: Die grandiose Opera seria über ein Feldherrendrama nach Tacitus‘ ‚Germania’ wird erstmals seit ihrer Uraufführung 1732 in Rom wieder komplett in einer szenischen Aufführung auf die Bühne kommen.“ Inszenieren wir der Regisseur Alexander Schulin, der 2010 in der Festwochenproduktion von Pergolesis „L’Olimpiade“ Regie geführt hat. 

Als Barockoper:Jung wird im Rahmen der Innsbrucker Festwochen erstmals große französische Oper zu erleben sein: „Armide“ von Jean-Baptiste Lullys, des Hofkomponisten des Sonnenkönigs Louis XIV. Die Festwochen arbeiten mit allerersten Spezialisten für französische Barockoper zusammen, dem Centre de musique baroque de Versailles.

Im Spanischen Saal von Schloss Ambras werden, so die Verantwortlichen, „das Erfolgsformat eines komischen Intermezzos in halbszenischer Aufführung“ mit Jommellis „Don Trastullo“ fortgesetzt. Auch in den beiden Opernkonzerten im Riesensaal der Hofburg, „Gala für Maria Theresia“ und „Les Surprises de l’Amour“ (Ausschnitte aus Opern von Rameau), sind internationale Gesangsstars zu erleben.

Neben den beiden Opernkonzerten finden neun weitere Konzerte statt. „Der spanische Stardirigent Pablo Heras-Casado zeigt seine besondere Liebe für die Alte Musik in einem Konzert mit einem der besten Originalklangensembles der Welt, dem Balthasar Neumann Ensemble und Chor, und mit einem Praetorius-Programm.“

Die einzigartige historische Holzpfeifenorgel in der Silbernen Kapelle werde von einem Spezialisten für das Spiel auf historischen Tasteninstrumenten, dem Tiroler Musiker Peter Waldner mit einem Programm im „Stylus Phantasticus“ bespielt werden. Und in der Nikolauskapelle von Schloss Ambras werden die Gambistin Maddalena Del Gobbo und der Tenor Sven Schwannberger, der sich selbst auf der Laute begleitet, barocke Kunstwerke zwischen Komposition und Improvisation zu Gehör bringen. Im „Open mind“-Konzert wird der Jazzpianisten Stefano Bollani, gemeinsam mit der Sopranistin Nina Bernsteiner Purcells „Dido and Aeneas“ zwischen Barock und Jazz nachspüren.

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik - www.altemusik.at
Bilder:IFAM/Tonje Thilsen; Elia Ferandino; Sandra Hastenteufel

 

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