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Kopfkamera, Pauke und Dirigentenstab

FESTSPIELE / RE-RITE / AUSSTELLUNG

05/03/13 „In einem Orchester zu sein, zu spüren wie 101 Musiker diese kraftvolle Musik spielen, ist einer der größten Adrenalinstöße und einer, den ich mit der Welt teilen möchte. Genau das tun wir jetzt.“ Das sagt Esa-Pekka Salonen, der Chefdirigent des Philharmonia Orchestra – und der Erfinder der Ausstellung „re-rite“, die im Mai in der alten Rauchmühle zu sehen sein wird.

Von Heidemarie Klabacher

„Wir wollen in Salzburg ganzjährig Festspiele spüren lassen“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei der Projektpräsentation. Mit der multimedialen Ausstellung „re-rite. Du bist das Orchester“, die im Mai in der aufgelassenen Rauchmühle zu sehen sein wird, will man sich ganz besonders an die Salzburger richten.

Der Mai sei ein „richtiger Festspielmonat“, der mit der Ausstellung „re-rite“ über die Konzerte des „Young Conductors Award“ zu den Pfingstfestspielen führen werde. Es gehe aber dezidiert nicht um das Publikum der Pfingstfestspiele, sondern um Interessierte aus Salzburg und Umgebung. Sie erwarte sich ein Echo, wie auf die „Siemens Festspielnächte“, so Helga Rabl-Stadler.

Was aber ist „re-rite“? Erfinder des Projektes ist der Dirigent Esa-Pekka Salonen. Er hat mit dem Philharmonia Orchestra Igor Strawinskys „Le Sacre du printemps“ gespielt – und sich selbst und die Musikerinnen und Musiker dabei aus allen nur denkbaren Blickwinkeln filmen lassen. Die Aufnahmen unzähliger Kameras auf Ständern mitten im Geschehen oder der Kopfkameras lassen jede Bewegung der Instrumentalisten miterleben. Nicht wundern würde es, wenn auch an den Bogen der Kontrabassisten Kameras angebracht gewesen wären, oder - wie ein Vogerl - am Ende der Querflöte gesessen hätten: Erste Eindrücke von einer Projektdokumentation, die am Mittwoch (27.2.) auch Salzburger Musiklehrerinnen und Musiklehrern vorgestellt wurde, erweckten tatsächlich den Eindruck großer Lebendigkeit.

„Es fühlt sich an, als würde man durch das Orchester wandern“, schilderte Florian Wiegand, der Konzerreferent der Festspiele, die Wirkung. Er habe das Projekt bei seiner „Uraufführung“ 2009 in London gesehen, es danach in seiner Funktion als Konzertverantwortlicher „sofort“ nach Dortmund und nun eben auch nach Salzburg geholt. Was im Jubiläumsjahr „100 Jahre Le Sacre du Printemps“ gar nicht leicht gewesen sei, da viele Städte die Ausstellung haben wollten.

„re-rite“ ist inzwischen in Paris und London ebenso zu sehen gewesen, wie etwa erst jüngst in der Türkei. Aufgestellt wird die technisch hochkomplexe Installation immer an möglichst „alternativen“ Spielorten: In Hamburg war es die Kellerbaustelle der Elbphilharmonie, in London ein altes Kaufhaus. In Salzburg wird es eben die aufgelassene Rauchmühle sein.

Das Gebäude werde den Festspielen von der Familie Rauch ohne Mietkosten überlassen, erzählt Helga Rabl-Stadler. Dennoch sei das Ganze „nicht billig“, weil hohe Sicherheitsmaßnahmen zu treffen und die technischen Installationen ohnehin äußerst aufwendig seien. Die Firma UNICA finanziert „re-rite“ als Projektsponsor und hilft mit mit einer groß angelegten facebook-Kampagne auch beim Unter-die-Leute-bringen.

In der Ausstellung werden in einzelnen Räumen die Videoaufnahmen von den einzelnen Instrumentengruppen zu sehen sein. „Es gibt einen Raum für die hohen Streicher, einen für die Holzbläser…“ Der Betrachter könne sich per live-clip etwa „als sechstes Horn einblenden“ oder die Position des Dirigenten einnehmen, so Florian Wiegand. Tatsächlich mitspielen und im Wortsinn „auf die Pauke hauen“ kann man im Schlagzeugraum, wo man etwa versuchen kann, die mächtigen Paukenschläge im Sinne von Komponist und Dirigent zu treffen. „Der Schlagzeugraum ist in allen Städten immer am meisten okkupiert.“  Kinder und Erwachsene sind angesprochen. Experten können auch die Partitur von „Le Sacre du printemps“ mitlesen. Die Musik Strawinskys kommt in Endlosschleife vom Band.

Esa-Pekka Salonen und das Philharmonia Orchestra wollten mit diesem Projekt vermitteln, wie ein Orchester und wie das Zusammen-Musizieren funktioniert. Es gehe nicht darum, etwas lernen zu müssen, sondern etwas erleben zu können. „re-rite“ ist ein Wortspiel mit dem englischen Titel von Strawinskys Le Sacre du printemps (The rite of spring) und dem Verb „rewrite“, also „um- oder neu schreiben“.

„re-rite“ – von 3. Mai bis 20. Mai täglich von 10 bis 19 Uhr in der Rauchmühle in der Guggenmoosstraße bei freiem Eintritt - www.salzburgfestival.at
Bilder: SFS/Petra Coddington

 

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