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Debütanten am Werk

MOZARTEUMORCHESTER / MARKO LETONJA

18/03/16 Im fünften Donnerstagkonzert (17. 3.) stellte sich das Mozarteumorchester unter die Fittiche von Gastdirigent Marko Letonja mit einem nordisch angehauchten Programm. Ihm zur Seite begeisterte Jung-Trompetenstar Tine Thing Helseth.

Von Horst Reischenböck

Der Slowene Marko Letonja ist in Österreich kein Unbekannter mehr: Er dirigierte in Graz und Wien, war Leiter der Philharmonie in Laibach und steht jetzt dem Sinfonieorchester Basel vor. Als Einstieg wählte er an seinem Salzburg-Debütabend Igor Strawinskis „Pulcinella“-Suite, in der das Komponisten-„Chamäleon“ als ein Vorreiter des Neo-Klassizismus in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts barocke Melodien vornehmlich italienischer Provinienz frech instrumentieren übermalte. Die funkelnden Sätze waren ideale Vehikel für das wieder einmal exzellent aufgelegte Mozarteumorchester, um sich erneut in allen Facetten optimal zu präsentieren. Spielerisch elegant, mit Verve virtuos in die Tarantella hinein, perfekt tonschön samt und sonders die von Oboistin Isabella Unterer angeführten Holzbläser. Der Erste Kontrabassist Takanari Koyama kostete den ihm vom Blech weitergereichten Furz der zugrunde liegenden Ballettkomödie geradezu orgiastisch aus.

Danach wirbelte der Frühling aufs Podium des Großen Saales im Mozarteum. Oder war's noch eine Schneeflocke? Einerlei: Die Norwegerin Tine Thing Helseth, barfuß und nicht nur vom weißen Kleid her strahlend, tourt seit zwei Jahren mit dem für sie komponierten Trompetenkonzert von dem Dänen Bent Sørensen durch die Lande. Eine mehr als bloß interessante Premiere, vor allem ob der dem Stück innewohnenden, auszuhorchenden Klänge. Sie beschwören mit Hilfe auch ungewohnter Aktionen – etwa muss sich das Orchester die Hände reiben – impressionistische Bilder.

Virtuosität steht weniger im Vordergrund: Die Trompete ist in den drei durchaus überschaubaren Sätzen durch hauptsächlich anzuwendende Dämpfer zu eher intim introvertiertem Spiel angehalten. Besonders nachdrücklich in der durch Summen begleiteten Kantilene inmitten, die nur einmal jähes Aufbegehren unterbricht. Genussvoll und von Marko Letonja aufmerksam assistiert.

Nach der Pause führte Tine Thing Helseth dann vor, dass sie genauso in Joseph Haydns bekanntem Es-Dur-Konzert Hob. VIIe:1 mit glänzendem Ansatz sattelfest ist. Ihr Alleingang mit einem Volkslied aus ihrer Heimat war idealer Übergang zu ihres Landsmann Edvard Griegs vier Symphonischen Tänzen op. 64 danach: auch eine Erstaufführung, weil hier noch nie als Ganzes gespielt! Diese Stücke sind in ihrer Liedform zwar dem Vorbild Antonín Dvořák verwandt, im Unterschied zu dessen Slawischen Tänzen basieren sie aber auf echten Folklore-Melodien einer Sammlung von Ludwig Mathias Lindemann. Aufs eröffnende „halling“ und einen zart graziös von Harfenbegleitung untermalen Satz folgen das Scherzo eines „springdans“ und als dramatisches Finale merkwürdig düster anhebend die Verbindung eines Liebeslieds mit einer Hochzeitsmelodie. Die große Besetzung, gepanzert von Hornquartett, Trompeten, Posaunen, Tuba, löst absolut den Werktitel „Symphonische Tänze“ ein.

Das Mozarteumorchester zeigte sich durch Marko Letonja hörbar beflügelt, und man bot animiert freudig als Zugabe dann noch das bekannte „In der Halle des Bergkönigs“ aus Griegs Bühnenmusik zu „Peer Gynt“.

Bilder: www.tinethinghelseth.com/ EMI-Classics / Colin-Bell (1); www.rbartists.at  (1)

 

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