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Mehr Johann von Peter – bitte

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / KLAVIERZYKLUS PETER LANG

10/03/16 Peter Lang sieht man nicht unbedingt als Bach-Interpreten. Was er jedoch am Mittwoch (9.3.) im Solitär präsentierte, ließ nicht nur staunen. Peter Lang reihte sich damit, mit kleinen Einschränkungen, in die erste Bach-Interpreten-Liga ein.

Von Horst Reischenböck

Der Pianist Peter Lang beeindruckte zum Auftakt seines neuen vierteiligen Zyklus im Solitär mit seiner Lesart einer Auswahl Werke von Johann Sebastian Bach. Es ging nicht um puristische Erwartungshaltung, die nach Originalklang giert: „Clavier“ bedeutete noch im barocken Sinn jegliche Art Tasteninstrumente. Selbst Bach berührte nachweislich in Potsdam ein erstes, von Silbermann gebautes, Fortepiano. Er wäre wahrscheinlich überwältigt davon gewesen, was heutzutage aus einem Steinway alles an Klangfarben heraus zu holen ist. - Sofern nicht, wie im ersten Teil des Abends gelegentlich, das Pedal mitunter einen kleinen Strich durch die Rechnung macht.

Irgendwie erinnerte Peter Langs Ansatz an den Ausspruch seines Lehrers Friedrich Gulda, als jener seine zweite Beethoven-Gesamtaufnahme vorlegte: „Zu einer Zeit, wo der Geist schon und die Technik noch funktionieren.“ Denn auch beim nunmehr – erstaunlicherweise bereits 70-jährigen – Lang könnte es nicht besser harmonieren. Was vor allem die zu dieser Gelegenheit gebotene Vielfalt einzelner Sätze betraf. Klug disponiert in ansteigend folgendem virtuosem Anspruch.

Vorerst also die siebenteilige „Englische Suite“ Nr. 3 g-Moll BWV 808 aus dem, wahrscheinlich einem insularem Fan zugedachten halben Dutzend. Für Langs Hände eine Fundgrube, um lebhaft auszuspielende Akzente, wie etwa Trommelwirbel zu schürfen.

Als gedankliche Zäsur danach das technisch fordernde Perpetuum mobile-Präludium mit der D-Dur-Fuge BWV 850 aus dem Wohltemperierten Klavier I, konterkariert durch die d-Moll-Melancholie von BWV 851. Die fünfte der „Französischen Suiten“ - D-Dur BWV 816 – zeitigte in der Lesart von Peter Lang mit ihrem tänzerischen Duktus auch körperlich Resonanz. Sprich: Der Hörer wollte schier mittanzen.

Gesteigert und in kluger Disposition getoppt wurde das Ganze durch die zweite Konzerthälfte: mit dem freudigem Einstieg ins G-Dur-Präludium BWV 860 auf dessen Fuge unmittelbar das düstere Largo g-Moll BWV 885 anschloss. Die hier zugehörige Fuge ist laut Friedrich Gulda „das ernsteste Klavierstück, das Bach geschrieben hat“ und verlange nach „brutaler“ Interpretation. Peter Lang blieb hier nichts an Seriosität schuldig, um danach aus der Ouvertüre zur Partita Nr. 4 D-Dur BWV 828 nahezu orchestrale Klänge erstehen zu lassen. - Begeistert angenommen und schlicht und einfach süchtig machend auf noch mehr Bach von Peter Lang.

Klavierzyklus Peter Lang - www.uni-mozarteum.at
Bild: peter.lang.at / Christian Schneider

 

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