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Die Schausteller in einem Musikzirkus

CAMERATA / HERBERT SCHUCH

22/02/16 Persönlichkeit durch und durch - Herbert Schuch präsentierte in der Stiftung Mozarteum ein sehr persönliches Programm zusammen mit der Camerata Salzburg. Neben tiefgehenden Mozart-Passagen gab es außerdem eine Einladung in den Zirkus.

Von Larissa Schütz

Zwei besondere Klavierwerke Mozarts hat sich Herbert Schuch ausgewählt. Das Klavierquartett in g-Moll KV 478, das stellenweise sogar an ein Klavierkonzert erinnert, und das Klavierkonzert in Es-Dur KV 271, das durch einen sehr opernhaften Charakter geprägt ist.

Die Vielschichtigkeit dieser beiden Werke wollte Herbert Schuch wohl nicht nur musikalisch greifen. Im Programmheft gibt er Einblicke in seine Gedanken zur Musik Mozarts. Beethoven höre er im Klavierquartett schon anklopfen und die Stimmung des Werks sei, je nach begleitendem Ensemble, jedes Mal eine neue. Dieses Ensemble bildeten im Großen Saal die Camerata-Mitglieder Iris Juda (Viola), Stefano Guarino (Violoncello) und der musikalische Leiter und Violinist Gregory Ahss. Schuch gestaltete die Solopassagen sehr unterschiedlich, mal zurückhaltend, mal fordernd immer mit lupenreiner technischer Ausführung. Die Streicher gaben ihm in diesen Momenten bewusst den Vortritt und nahmen sich gesetzt zurück. Diese Haltung, die dem ersten Satz unglaublich gut tat, wurde dem Ensemble im Andante allerdings zum Verhängnis, was man auch an Schuchs suchenden Blicken erkennen konnte. Im schwunghaften Finale fanden alle aber letztlich wieder mit brillantem Klang zueinander.

Mit Joseph Haydns Symphonie G-Dur hatte die Camerata Salzburg den Abend bereits mit fulminantem Klang eröffnet und stellte dabei die kantablen Stellen klar in den Fokus.

Die Überraschung des Abends wurde Sergej Prokofjews Quintett für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass in g-Moll. Was Herbert Schuch im Programmheft vermittelte, teilte Josef Radauer (Kontrabass) von der Bühne aus mit. In einer kleinen Einführung lud er das Publikum auf einen Besuch in Prokofjews musikalischen Zirkus ein, in dem es die skurrilsten Schausteller zu hören gibt, einen Direktor, die Zirkusprinzessin und sogar einen tanzenden Elefanten. Und tatsächlich inszenierten die Soloinstrumente die unterschiedlichsten Charaktere. Von den schweren Elefantenschritten im Kontrabass bis zu den dribbelnden Oboenläufen eines Seilkünstlers, das Ensemble schuf zahlreiche Bilder. In dieser Rollenverteilung sind unverkennbar die Vorboten auf Prokofjews „Peter und der Wolf“ zu hören, ein Werk, das er zehn Jahre nach dem Quintett schrieb.

Mit einem charakterstarken Klavierkonzert KV 271 von Mozart schlossen Herbert Schuch und die Camerata schließlich den Abend: ein facettenreicher Dialog zwischen Klavier und Orchester mit interessanten Wendungen, besonders im dritten Satz.

An diesem Abend dürfte letztlich für jedermann etwas dabei gewesen sein. Vielseitigkeit wurde hier eindeutig groß geschrieben. Den tosenden Applaus bändigte Herbert Schuch schließlich mit einer sehr gefühlvollen Bach-Sarabande.

Bild: http://www.herbertschuch.com/ 

 

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