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Wie man Mozart sehen kann

INTERNATIONALER MOZARTWETTBEWERB / FINALKONZERT KLAVIER

12/02/16 Es ist nicht einfach, über künstlerische Interpretationen Preise bei Wettbewerben zu definieren. Was tun, wenn es kaum technische Probleme, dafür aber zwei höchst unterschiedliche Sichtweisen auf ein und das selbe Werk zu beurteilen gibt? Ein Dilemma, welches sich beim Klavier-Finale des Mozartwettbewerbs am Donnerstag (11.2.) im Großen Saal nicht vermeiden ließ.

Von Paul Kornbeck

Doch schön der Reihe nach. Zunächst spielt die Koreanerin Yoonhee Yang Mozarts KV 271 und wirkt ohne Fehl und Tadel am satt und rund klingenden neuen Bösendorfer. Bei ihr wirkt alles ausgewogen, seriös, in Maßen gefühlvoll und klassisch temperiert, das Symphonieorchester Vorarlberg unter seinem Chef Gérard Korsten entsprechend entspannt. Dem Orchester, merkbar von einem ehemaligen Konzertmeister Sándor Véghs trainiert, verbindet vollmundigen Klang mit historischer Informiertheit und ist bestens auf die verschiedenen Temperamente am Flügel eingestellt. Was keine leichte Aufgabe ist.

Denn nach dem „Jenamy“-Konzert kommt es zu einer spannenden Situation. Zunächst spielt die Polin Julia Kociuban das A-Dur-Konzert KV 488, dann die Italienerin Saskia Giorgini. Letztere hat auch niederländische Wurzeln, aber das Besondere der beiden Nationen könnte man nicht besser darstellen als in den handelnden Personen.

Julia Kociuban agiert mit weiter slawischer Seele, dabei mit oft anrührender Verinnerlichung. Das mag mitunter etwas monochrom wirken, kommt aber im jedem feinen Anschlag vom Herzen. Das Adagio hört man selten so innig. Mozart als früher Romantiker! Ja, das ist er auch.

Saskia Giorgini dagegen nimmt mit glasklarer Transparenz für sich ein. Das mag mitunter etwas analytisch wirken, hat aber immer eine bewundernswerte Balance von Geist und Seele und ist technisch makellos. Sonderbar, das Julia Kociubans leiseres Spiel mehr an ein Hammerklavier - das wäre ja das Originalinstrument – denken lässt und Saskia Giorginis perlende Energie mehr an Beethoven. Mozart als Klassiker durch und durch, ja, das ist er auch. Es gibt eben mehr als eine Wahrheit in großer Musik.

Nach der Pause verkündet Jury-Vorsitzender Pavel Gililov das Ergebnis der Jurysitzung. Den zweiten Preis bekommt, doch etwas überraschend, Yoonhee Yang und er sei ihr vergönnt. Mit dem dritten musste sich Julia Kociuban zufrieden geben, mit dem ersten triumphiert Saskia Giorgini.

Wäre da nicht eine ex-aequo-Lösung gerechtfertigter gewesen? Die Publikumsreaktion, ziemlich gleichmäßig, kann übrigens kaum als Gradmesser dienen. Alle drei erhalten die von der Stiftung Mozarteum gestiftete Neue Mozart-Ausgabe des Verlags Bärenreiter. Alle drei haben gute Voraussetzungen für schöne Karrieren.

Für Saskia Giorgini gibt es noch einen Sonderauftritt. Sie gewinnt den Neue-Musik-Sonderpreis und begeistert wirklich mit einem tollen Stück. Reinhard Febels Toccata ist weder alt noch neu, sondern einfach mitreißende Klaviermusik, die eine alte Form mühelos in die Zeitlosigkeit hievt. Und zu guter Letzt treten die perfekt artikulierenden Herren des Ensembles „Hohes C“ auf und sorgen mit einer Hommage an Josquin des Prez, listig verknüpft mit Schuberts „Forelle“ und dem hinein geschwindelten Duett Papagena/Papageno, für ein witziges Vokalfinale. Ende gut, alles gut? Ein wenig Skepsis über die Sinnhaftigkeit von Wettbewerben und Preisvergaben darf da schon zurückbleiben…

Zum Bericht über das Mozartwettbewerb-Finalkonzert Violine Geigen um zu gewinnen
Bilder: livestream.com/dpk

 

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