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Verbindungslinien in die Neue Welt

BLÄSERPHILHARMONIE / PAVEL GILILOV

07/01/16 Hansjörg Angerer schafft es seit bereits 15 Jahren immer wieder, Spitzenbläser zu Arbeitsperioden zusammen zu führen. So jüngst für das schon traditionelle Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg, zur Freude treuer Anhänger. Mit dabei: der Pianist Pavel Gililov.

Von Horst Reischenböck

Diesmal führte Angerers gedanklicher Ausflug am Dreikönigstag zur Matineenstunde im Großen Festspielhaus über den Atlantik. Die dazu aufgebotenen Musikalien, darunter eine Reihe Raritäten, stammten nicht durchwegs von Emigranten. So überrumpelten am beginn die Fanfaren des „Festival March“ von Victor Herbert, der dann die bekannte Volksliedweise „Auld Lang Syne“ zum Triumph hin steigert. Da lässt sich eine Verbindungslinie ziehen zu Johann Strauss Sohn, war doch Herbert selbst Mitglied von dessen Kapelle. Er orchestrierte dann dessen relativ kurzen „New York Herald Waltz“, der knapp vor Ende des 1. Teils erklang, zur Uraufführung unter seiner Leitung in den USA.

Die unverwüstlich karnevaleske Ouvertüre zu „Die Fledermaus“ überraschte nach der ersten Generalpause dann mit dem Einstieg ins Walzerthema, das die Klarinetten nicht erwarten konnten. Logisch, dass Bläser das „Éljen“ am Schluss von Strauß' Polka schnell zum „Hoch das Ungarland“ nicht rufen können. Dafür aber durfte dann angenommen werden, dass Flöten- und Fagottriege den Titel „Lieber Bismarck, schaukle nicht“ in der Polka française sang, mit der sich Carl Michael Ziehrer auf den von ihm zur Überfahrt benutzten Dampfer bezog. Von der Parterre-Mitte aus war das leider nicht mehr wortdeutlich genug zu vernehmen.

Ein weiteres Novum war dann der hier noch nie gespielte, stimmungsvolle Strauß-Walzer „Nordseebilder“, abgelöst von der immer wieder zündenden „Frühjahrsparade“, Robert Stolz' bekanntem Marsch. Des gebürtigen Wieners Max Steiners Filmmusik zu „Gone with the wind“ schlug dann die Brücke zum Programmteil nach der Pause, der elektrisierend mit der Ouvertüre zu Leonard Bernsteins „Candide“ anhob. Verblüffend die Virtuosität, mit der Bläser den im Original Geigern gestellte Anforderungen in nichts nachstehen!

Konzertmeister Gaspare Vittorio Buonomano stimmte das berühmt-berüchtigte Klarinetten-Glissando in George Gershwins „Rhapsody in Blue“ an, in dessen Klaviersolo Mozarteum-Professor Pavel Gililov retardierend nachdenkliche Züge am Steinway einbrachte. Mitunter wurde der Klavierklang vom Großformat der Bläser fast erdrückt. Dafür bezauberte Gililov im Anschluss daran noch mit dem Es-Dur-Nocturne op. 9 Nr. 2 von Frédéric Chopin.

In Cole Porters Ouvertüre zu „Kiss me, Kate“ (das Musical war vor fünf Jahren im Landestheater zu erleben) garnierte der wie stets für Angerers Vorhaben verantwortliche Arrangeur Albert Schwartzmann das walzerselige „Wunderbar“ inmitten zusätzlich mit Xylophon-Arabesken. Dem Beginn zur Filmmusik für „The Sea Hawk“ aus der Feder von Erich Wolfgang Korngold wiederum gewann Schwartzmanns Fassung für Bläsersymphonik sogar fast orgelmäßige Klangfülle. Bejubelter Ausklang nach nicht weniger als zweieinhalb Stunden dann noch der unerlässliche Radetzky-Marsch, von Angerer und seinen ihm darin willig folgenden Mitstreitern der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg explizit und liebevoll ausmusiziert.

Bild: Universität Mozarteum / Christian Schneider (1); www.pavelgililov.com / Alexander Basta (1)

 

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