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Musikalische Viechereien

CAMERATA SALZBURG / NEUJAHRSKONZERT

02/01/16 Wenn Salzburgs Parade-Kammerorchester den Hellbrunner Zoo in den Großen Saal des Mozarteums verlegt, dürfen Überraschungen als von Haus aus vorprogrammiert erwartet werden.

Von Horst Reischenböck

Sepp Radauer, der diesmal nicht persönlich in Erscheinung trat, mangelt es nicht an Ideen: „Tierisches Vergnügen“ lautete sein diesjähriges Konzept für zwei Konzerte in Salzburg (mit Wiederholungen in Luzern und im Südtiroler Schlanders). Kaum hatte Konzertmeister Gregory Ahss das Podium betreten, erklang schon der eröffnende Trommelwirbel in den kriegerischen Einstieg zu Gioacchino Rossinis Ouvertüre zu „La gazza ladra“.

Nach diesem in der Oper zahmen Vogel, eben „diebischen Elster“, die Silberlöffel stiehlt, wurde der von Tomoko Sato auf dem Piccolo brilliant geblasene „Il Giardellino“ (Stieglitz) durch Georg Philipp Telemann umrahmt. Einmal durch einen Satz des G-Dur-Concertos TWV 50:1, der „Grillensymphonie“. Diese Geschöpfe gehören, wie aus der Moderation zu erfahren war, zu den Kakerlaken – aber bei Telemann klingt ihr Gesang ja doch mit der Seele einer Nachtigall. Und dann folgte, ebenfalls in Telemanns Musik-Auslegung, die „Burleske de Quixote“ TWV 55:G10, also die Beschreibung dergaloppierenden Rosinante und Sancho Pansas Esel. Mit Tierköpfen illustrierte man die Sache anschaulich.

Wolfgang Amadé Mozarts Deutscher Tanz KV 600 Nr. 5 „Der Kanarienvogel“ wurde durch Fagottist Christoph Hipper als „Der alte Brummbär“ in der Polka op. 210 von Julius Fučik abgelöst. Cellist Jeremy Findlay ließ danach Camille Saint-Saëns „Der Schwan“ gelöst von seinem sonst grimmigen Blick im Teich kreisen, Burgi Pichler wiederum war das Kontrabass-Solo „Der Elefant“, gleichfalls aus „Le carnaval des animaux“ anvertraut. Nach Nikolai Rimskij-Korsakows virtuos forderndem „Hummelflug“ brachte das Ensemble-eigene Bläserquintett mit dem „Barn Dance“ und „The Grey Mouse“ aus Luciano Berios „Opus Number Zoo“ abwechslungsreich erfrischend schräge Töne ein, ehe das Finale von Joseph Haydns Pariser D-Dur-Sinfonie Hob. I.82 nochmals bärig gutgelaunt mit „L'ours“ in die Pause führte.

Eine Folge an „Sträußen“ - Musik der Brüder Johann und Josef – begann mit der „Fledermaus“-Ouvertüre. „Im Krapfenwaldl“ ließ Kuckuck und Vogelgezwitscher laut werden, dann zogen die „Dorfschwalben aus Österreich“ ihre Kreise und dazwischen eingebettet sprang zärtlich „Die Gazelle“ im Tanzschritt einer Polka Mazur . Auf die „Tritsch-Tratsch“-Polka erfuhr „Die Libelle“ dann gar eine in ihrer Art selten zu hörend ausgedehnte Gestaltung an Flügelschlägen.

Erst im vergangenen Dezember erinnerte die Literaturwelt an den 150. Geburtstag von Rudyard Kipling – aus George Bruns Musik zu dessen „Dschungelbuch“ arrangierte Herbert Berger gekonnt drei Sätze zum offiziellen Konzertende. Mit der Strauß-Polka „Auf der Jagd“ wurde den Tieren dann sozusagen der Garaus gemacht – allerdings mit, Gottseidank, hörbarer Ladehemmung: Requisiten sind halt auch nicht mehr das, was sie ohnedies nie waren – dafür aber nochmaliger Garant für einstimmige Heiterkeit!

Bild: Andreas-Hechenberger

 

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