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Tierischer Karneval auf Weltreise

KULTURTAGE / SALUT SALON

02/11/15 „Instrumentales Theater“ kommt in der Neuen Musik häufig vor, aber die „klassische Verführung“ des Hamburger Ensembles Salut Salon nähert sich mitunter eher dem Pop und macht einfach großen Spaß. Das neue Programm „Ein Karneval der Tiere und andere Phantasien“ war in der Großen Aula zu erleben.

Von Gottfried Franz Kasparek

Die Aula, leider zu einem verbauten Unort verkommen, machen die vier Musikerinnen im Handumdrehen – aber sicherlich nach vielen Handgriffen guter technischer Geister – zu einer formidablen Bühne. Eine solche findet sich tatsächlich auf dem Podium. Vorhänge mit Afrika-Elementen vor der Pause und elegant schwarz-weiß drapiert danach. Das und eine atmosphärische Lichtregie genügen, um den Saal zu verzaubern – was nicht möglich wäre ohne die vier Musikerinnen. Jede für sich ist eine Persönlichkeit und jede spielt hervorragend ihr Instrument und manches noch dazu. Bemerkenswert ist auch die dezente, nie zu laute Verstärkung.

Angelika Bachmann, die erste unter gleichen, begeistert nicht nur mit herzergreifend rauem Humor, sondern auch mit virtuosem Violinspiel und als Schwan an der singenden Säge. Iris Siegfried, die legere Dame im Quartett, ist auch eine famose Geigerin, würde aber als Liedermacherin jeden Song Contest haushoch gewinnen. Sonja Lena Schmid kann alle Finessen auf dem Cello, sogar stehend und gehend, und verfügt über eine lapidar verschmitzte „vis comica“. Anne-Monika von Twardowski kann mit rasanter Klavierakrobatik reüssieren, zwischendurch poetische Töne anschlagen und sich in einen Kuschellöwen verwandeln, Wenn dieses Quartett am Ende des ersten Teils „Ich wollt, ich wär ein Huhn“ anstimmt und mit erzmusikalischem Gegacker erfüllt, bleibt kein Auge trocken.

Natürlich steht Camille Saint-Saëns mit seinem unsterblichen „Karneval der Tiere“ im Mittelpunkt, in pfiffigen Arrangements, die das Wesentliche der pointierten Musik bewahren. Doch dazwischen und danach gibt es gar köstliche Ausflüge zu Bach und seinen sicher weidenden Schafen, ganz in seriösem Barocksound gehalten, zu Jacques Iberts köstlichem kleinen weißen Esel und Chatschaturjans Walzerphantasie. Dazwischen vermittelt Iris Siegfried singend, dass in ihr ein ganzer Zoo lebt, und die Pianistin, was dem Löwen gut schmeckt – nämlich besonders Menschenfleisch. Im Publikum werden Gazellen, ein süßes kleines Erdmännchen und ein Warzenschwein ausgemacht, denn der Unterschied zwischen Menschen und Tieren ist ein sehr kleiner. Und man lässt es sich bei so viel schrägem Witz gerne gefallen.

Im zweiten Teil fliegt die bekannteste musikalische Hummel nach Noten Rimsky-Korsakows auf eine Weltreise, die über den Atlantik samt verliebten Quallen zu den feurigen Rhythmen Piazzollas und Ginasteras führt, einen Besuch in Disneyland macht, eine lustvoll parodistische Chinoiserie vorführt und schließlich zur Feststellung führt: In Brasil ist es schöner als in Kiel. Es gibt aber nicht nur Tempo und Jux, sondern auch viele lyrische Momente. Und wenn nach den „Deux Guitares“ des Charles Aznavour als Zugaben Cole Porters herrliches „Let’s do it“ und ein rasantes Medley folgen, samt wahrlich artistischen Einlagen der Pianistin im Löwenkostüm, der ein am Kopf stehendes Cello spielenden oder auf den Saiten der anderen streichenden Streicherinnen, dann sind zwei Stunden wie im Flug vergangen. Zwei Stunden einer herzerfrischend natürlichen Musikvermittlung, die gleichzeitig Kabarett, unorthodoxes Konzert und Musiktheater ist. Großer Jubel – Wiedersehen ist dringend gewünscht!

Bilder: www.salut-salon.com / Thorsten Wingenfelder

 

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