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Hauptsächlich nicht Mozart

KULTURTAGE / PHILHARMONIE SALZBURG / MARIE-CHRISTINE KLETTNER

27/10/15 Das Motto „Mostly Mozart“ zum Auftakt des dritten Zyklus war diesmal zu Recht im Programmheft mit einem Fragezeichen versehen. Widmete sich doch Geigerin Marie-Christine Klettner Samstag (24. 10.) erfolgreich Konzerten der beiden Haydn-Brüder – und einem Mozart-Konzert mit zweifelhafter Autorschaft.

Von Horst Reischenböck

„Unser Salzburger“ Michael Haydns gab ja eigentlich der Bratsche den Vorzug, aber als einer der Konzertmeister des Erzbischofs war er freilich innig mit der Violine vertraut. Seine ersten beiden Konzerte für dieses Instrument brachte er wahrscheinlich bereits mit, als er, von Bischof Adam Patachich seinem Neffen Sigismund Graf Schrattenbach empfohlen, aus damals ungarischen, heute rumänischen Landen hierher wechselte. So auch das G-Dur-Konzert MH 52, dessen Einzelstimmen in der Staatsbibliothek von Salzburgs Partnerstadt Dresden liegen. Für wen Michael das lange seinem Bruder zugeschriebene Werk schrieb, ist nicht überliefert. Überzeugt von dessen Qualität adaptierte er übrigens später das zauberhafte Adagio amoroso als Trompeten-Concertino für eine Serenade.

Das Stück war, ohne spieltechnisch übertriebene Anforderungen, eine dankbare Einstimmung auch für die blendend aufgelegte Philharmonie Salzburg, in Kammerorchesterformation passend besetzt mit elf weiblich dominierten Streichern plus Cembalo. Tonschön musizierte Marie-Christine Klettner, wie damals üblich in Personalunion als Solistin und Primaria inter pares. In die Kadenz des Kopfsatzes ließ sie auch Mozart einfließen.

„Concerto per il Violino fatto per il luigi“ steht über den Noten des Konzerts in C-Dur Hob. VIIa:1, das der ältere Bruder Joseph Haydns für den 16jährigen Luigi Tomasini schuf. Der war damals eben erst als Musicus – und damit verbunden: Kammerdiener – in Dienste von Fürst Paul Anton Esterházy in Eisenstadt getreten. Ein typisches Übergangswerk, das noch barock stereotype Figuration mit dankbar virtuoser Stimmführung (schon zum Einstieg Doppelgriffe in hohen Lagen) paart. Marie-Christine Klettner hat das genussvoll ausgespielt, fast schon trunken schön in der Pizzikato-begleiteten Serenade inmitten.

Für das Mozart zugeschriebene D-Dur-Konzert KV 271a bzw. Anh. C14.04 kamen je ein Paar Oboen und Hörner ins Ensemble. Die Akustik der Großen Aula, wo Wolfgang Amadé erstmals öffentlich aufgetreten ist, begünstigte die Wiedergabe und man war dankbar für eine Solistin vom Rang Marie-Christine Klettners, die darin deutlich mehr gefordert war als in den zuvor gehörten Werken. Den Unterschied bewies sie als Dank für die Zustimmung in Gestalt von „Mozart pur“ auch mit dem 1781 in Wien komponierten Rondo in C-Dur KV 373.

Bild: Salzburger Kulturvereinigung / Atelier Oczlon

 

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