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Kanons, die ein Stück „Stabat Mater“ ergeben

STIFTUNG MOZARTEUM / NEUE MOZARTIANA (1)

22/07/15 Während sich die meisten Mozart-Autographe seit Langem in Sammlungen befinden, die öffentlich zugänglich sind, sind einige wenige Handschriften der Fachwelt nie zugänglich gewesen. Zu diesen Stücken gehört ein „Stabat Mater“, das im Köchelverzeichnis-Anhang unter „A 17“ verzeichnet steht.

Nun ist es im Besitz der Stiftung Mozarteum Salzburg. Johann Anton André, der Sohn des Verlagsgründers, hatte Ende 1799 den musikalischen Nachlass von Wolfgang Amadé Mozart von dessen Witwe Constanze angekauft. Die kleinformatige Handschrift (17 x 22 cm) mit 12 beschriebenen Seiten, die Abschrift eines Werkes von Eugenio di Ligniville durch Wolfgang und Leopold Mozart, war Ende der zwanziger Jahre mit anderen Mozart-Quellen des Musikverlags André in Offenbach erstmals zur Versteigerung ausgerufen war und wanderte damals in Privatbesitz. Heuer im Mai kam das Stück bei Sotheby’s in London erneut zur Versteigerung. Die Stiftung Mozarteum Salzburg konnte es dank großzügiger Unterstützung einer privaten Spenderin für 167.000 Britische Pfund (237.000 Euro) erwerben.

Die Originalhandschrift bietet Aufschlüsse über die musikalischen Studien der Familie Mozart. Wolfgang und Leopold Mozart hatten Eugenio di Ligniville (1727 - 1778), den Musikintendanten des Großherzogs der Toskana Peter Leopold (später als Leopold II. römisch-deutscher Kaiser), Anfang April 1770 auf der ersten Italienreise in Florenz persönlich kennengelernt. Die Noten hat Wolfgang Amadé Mozart geschrieben, den Text hat Leopold eingetragen, allerdings nur unvollständig. Das Werk wies als Studienmanuskript ursprünglich weder einen Titel noch eine Autorenangabe auf; die Angabe „Stabat mater“ (in blasser Schrift) auf der ersten Notenseite wurde erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt.

Von den insgesamt knapp dreißig Einzelkanons, aus denen Lignivilles Vertonung des Stabat mater besteht, und die im Erstdruck (ohne Ort, um 1767) in einer Rätselnotation aufgezeichnet sind, haben die Mozarts nur eine Auswahl von 9 Sätzen abgeschrieben und in vollständiger Partitur notiert. Papier- und Schriftbefund lassen erkennen, dass die Handschrift nicht, wie lange vermutet, bereits 1770 während der ersten Italienreise entstanden ist, sondern erst um 1773 in Salzburg. Sie belegt damit das lang anhaltende Interesse der Mozart-Familie an den kontrapunktischen Künsten Lignivilles, der ebenso wie Mozart ein Mitglied der berühmten Accademia filarmonica in Bologna war. (ISM)
(Wird fortgesetzt)

Die Handschrift wird während der Festspielzeit wird das Autograph im Mozart-Wohnhaus im Original zu sehen sein. Eine kommentierte Faksimileausgabe des Autographs ist in Vorbereitung.
Bild: ISM / Katzer

 

 

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