asdf
 

„Die Musiker werden einfach nur besser“

HINTERGRUND / PHILHARMONIE SALZBURG

03/02/14 Die obligate Jubelmeldung rund um die Philharmonie Salzburg: Mit den pädagogischen Programmen – Stichwort: Kinderfestspiele, Lehrlingskonzerte – erreicht man gut 30.000 Menschen. – Wie sieht eigentlich das Leben in einem solchen Freelance-Orchester aus?

Von Reinhard Kriechbaum

00178 Konzerte hat die Philharmonie Salzburg im Vorjahr gegeben. Vom Budget – 580.000 Euro – hat man sagenhafte 86 Prozent durch Kartenverkäufe und Honorare selbst eingespielt. Sechs Prozent kamen von den Sponsoren, nur acht Prozent entfallen auf Subventionen. In einem Pressegespräch am Montag (3.2.) plauderte die Dirigentin Elisabeth Fuchs ein wenig aus der Schule. Zum Beispiel, wie das so ist, wenn ihr Freelance-Orchester auf Reisen geht, so wie in diesem Jahr etwa nach Würzburg, nach Laibach, aber auch nach Schweden und in die Schweiz. „Es ist schwierig zu bestehen am freien Markt, aber es ist möglich.“

Ein Vorteil für die Philharmonie Salzburg ist die Flexibilität. Hierzulande dürfen Konzertveranstalter ja mit vergleichsweiser hohe Stabilität bei Fördermitteln rechnen. Das ist anderswo nicht so, und da erweist sich oft relativ kurzfristig, dass ein in Aussicht genommenes Gastspiel eines fest angestellten Orchesters sich finanziell nicht ausgeht. „Internationale Auftritte werden deshalb immer kurzfristiger geplant“, weiß Elisabeth Fuchs. Da kann die Philharmonie Salzburg zuschlagen. „Es ist ein Fact, dass meine Musikerinnen und Musiker weniger verdienen“, gibt sie zu, „und wir nächtigen in Doppelzimmern“.

003Einmal habe sie mit dem jüngst 90 Jahre alt gewordenen Hans Schlote, dem Doyen der Musiker-Agentsenszene in Mitteleuropa, fachgesimpelt. „Es sagte: Wollt ihr spielen oder teuer sein?“ Freilich betont Elisabeth Fuchs: „Wir schauen, dass wir uns nicht unter unserem Wert verkaufen, aber wir sind eben nicht das Mozarteumorchester oder die Camerata.“

Wenn man es überspitzt formulieren will: Die Philharmonie Salzburg rekrutiert ihr Personal aus jenem eigentlich erschreckend großen Pool des künstlerischen Prekariats. Die Musikuniversitäten bilden derzeit entschieden mehr Musiker aus, als in den bestehenden festen Orchestern unterkommen können. So mancher Absolvent wählt aus familiären oder sonstigen Gründen lieber ein Dasein in einem Freelance Orchester à la Philharmonie Salzburg.

Sechzig Stammmusiker zählt das Ensemble. Der größte Teil der Orchestermitglieder hat am Mozarteum studiert: ungefähr 45. Die anderen reisen aus Linz, Wien und München an. „Bei größeren Projekten können wir bis auf 120 aufstocken.“Wenn man immer spielt, kann man es als Musiker in den Reihen der Philharmonie Salzburg auf bescheidene 10.000 bis 15.000 Euro Jahresverdienst bringen. Die wenigsten von ihnen sind auf einem Level, auf dem sie Steuer zahlen müssen. „Manche Studentinnen und Studenten leben davon“, weiß Elisabeth Fuchs. Und sie ist, was die Verdienstmöglichkeiten betrifft, realistisch in der Einschätzung: „In die nächste Kategorie werden wir nie rutschen.“

004Auch wenn man das Wort „jung“ aus dem Ensemblenamen gestrichen hat: Alt sind die Ensemblemitglieder nicht. Und sie müssen ob ihrer finanziellen Situation fleißig sein und auch erfindungsreich. Die „Unterrichtsbörse“ ist so ein Bereich, ein anderer die Kammermusik: Von der Dudelsackspielerin bis zum Salonorchester reicht die Palette. Ganz erstaunlich, wenn man diesen Punkt auf der Homepage anklickt.

In der Philharmonie Salzburg hat man keinen Fixplatz. „Auch die Stammmusiker müssen alle zwei Jahre vorspielen“. Keinem Gremium, aber anhand von Solostücken überzeugt sich die Dirigentin selbst davon, dass die technische Basis stimmt. „Viele haben ja das Studium hinter sich, haben keinen Lehrer mehr.“ Da sei ein solches Überprüfungs-Spiel ein Beitrag zur Qualitätssicherung.

Der Output der Musikhochschulen ist hoch, die Anforderungen steigen. Deshalb kann Elisabeth Fuchs sich auch freuen: „Die Musiker werden einfach nur besser.“

www.philharmoniesalzburg.at

Bilder: Philharmonie Salzburg / Erika Mayer (1); Sandra Cvitkovac (1)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014