Freund Hein?
DIABELLI SOMMER MATTSEE / HUGO WOLF QUARTETT
03/09/13 Der diesjährige Diabelli Sommer neigt sich seinem Ende zu: Am Sonntag (1. 9.) trat dort zum ersten Mal das Hugo Wolf Quartett auf und begeisterte in der Stiftskirche Mattsee mit Schubert und Mendelssohn.
Von Horst Reischenböck
Der Septemberanfang lässt die Herzen der Kammermusikfreunde jauchzen. So auch durch das quasi „halbe Heimspiel“ des in Wien gegründeten Hugo Wolf Quartetts. Stammt doch der Primarius Sebastian Gürtler aus Hallein und die Bratschistin Gertrud Weinmeister wurde in der Stadt Salzburg geboren. Dazu gesellten sich vor nunmehr bereits zwanzig Jahren der Schweizer Régis Bringolf am 2. Geigenpult und der Wiener Cellist Florian Berner.
So engagiert im Musizieren miteinander gelang es dem Ensemble, auch ein im Grunde genommen durch und durch pessimistisches, vom Tod geprägtes Programm zu nachhaltigem Erfolg zu führen, zu dem besonders der fast schon elektrisierende „Konflikt“ zwischen der beiden einander gegenüber sitzenden Sebastian Gürtler und Florian Berner beitrugen.
Der große Rahmen des Geschehens war Franz Schubert zugedacht. Vorerst mit seinem unvollendet hinterlassenen c-Moll-Opus D 703, von dem nur das erste Allegro vollständig ausgearbeitet ist. Dieser eine Satz, hier mit derart leidenschaftlicher Intensität vor Ohren geführt, ließ den Komponisten vielleicht vor eine Komplettierung zurückschrecken. Was vier Jahre später dann anders war, als er sich seine sicher eigene Beklemmung in dem d-Moll-Quartett „Der Tod und das Mädchen“ D 810 in nunmehr klassischem Vorbild folgenden vier Sätzen von der Seele schrieb. Dessen Eckteile ließ das Hugo Wolf Quartett geradezu explodieren, indem die innewohnende Verstörung plausibel wie selten und nahezu ohne Rast und Ruhe vorwärts drängte. Auch der titelgebende Variationensatz wirkte in dieser Interpretation nur ganz, ganz selten beruhigend. Atemberaubend!
Veranstalterleid: Eigentlich sollte dazwischen Benjamin Britten, einer der Jahrespatrone, durch sein gleichfalls eher pessimistisches 3. Streichquartett nochmals in Erinnerung gerufen werden. Das verhinderte eine Erkrankung während der Probenzeit. Stattdessen wurde das letzte, sechste Quartett op. 80 von Felix Mendelssohn (sein vorletztes Werk überhaupt) eingebunden. Alle vier Sätze stehen in f-Moll . Das Werk ist in Mendelssohns Todesjahr entstanden, ob der Erschütterung durch den Tod der geliebten Schwester Fanny Henselt. Auch das also eine Art Auseinandersetzung mit dem „Tod und das Mädchen“, der absolut unfreundlich keine Rücksicht nimmt. Von steter Unruhe geprägt, speziell in den hämmernden Synkopen des zweiten Allegro, resignierend, ja fatalistisch. Und in diesem Sinne einmütig fabelhaft musiziert.
Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche (4./5.9.) gibt es beim Diabellisommer Jazzkonzerte mit Beni Schmid und Diknu Schneeberger, am Sonntag (8.9.) ein Volksmusikkonzert mit dem Ensemble Tobias Reiser und dem Salzburger Dreigesang. Der Diabelli Sommer Mattsee endet am 13. September mit einem Kammerkonzert in nicht nur zahlenmäßig starker (Sextett-)Besetzung. Unter anderen spielen Benjamin Schmid, Veronika und Lukas Hagen. - www.diabellisommer.at
Bilder: www.hugowolfquartett.com (1); Konservatorium der Stadt Wien (1)