Ein Visionär in Sachen Alpen-Erschließung
HINTERGRUND / MOZARTKINO / JOHANN STÜDL
29/01/25 Sein Name ist untrennbar mit der Geschichte des Alpinismus verbunden: Als Mitbegründer, Ideengeber und Umsetzer prägte Johann Stüdl die ersten Jahrzehnte des Alpenvereins. Zu seinem 100. Todestag heute Mittwoch (29.1.) gibt es im Mozartkino einen Film-Nachmittag mit Ausstellung und Buchpräsentation.
„Der Anblick auf die Firnwälle ringsum ist so großartig, dass jedes Herz die Allmacht Gottes preisen muss. Der Glockner war mit seiner feinen Spitze der stolzeste unter den Häuptern.“. Das notierte Johann Stüdl in Anschauung des damals noch imponierenden Pasterzengletschers und der beiden Gipfel, die der später nach ihm benannte Stüdlgrat verbindet. Er war auch Namensgeber für die Stüdl-Hütte, von der aus die meisten Bergsteiger zum Gipfelsturm aufbrechen.
Seinen Lebensabend verbrachte der 1839 in Prag geborene Kaufmann in Salzburg. Sein Grab ist auf dem Kommunalfriedhof. Johann Stüdl gehörte zu den Gründervätern des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins und prägte den modernen Alpinismus wie kaum ein anderer. Seine Vision war es, die Bergwelt durch die Planung und den Bau von Schutzhütten und Wegen auch für Menschen zugänglich zu machen, die keine erfahrenen Bergsteiger waren.
Bereits 1868 initiierte er den Bau der nach ihm benannten Hütte, einer der ersten alpinen Schutzhütten in den Ostalpen. Mit der Gründung und Ausstattung des ersten Bergführervereins in der Osttiroler gemeinde Kals setzte Johann Stüdl Standards, die später für den ganzen Alpenraum maßgeblich wurden.
Die Hochgebirgslandschaft war für Stüdl und für seine Zeitgenossen ein Naturerlebnis, das Menschen verbinden und inspirieren sollte. Seine Liebe zu den Bergen brachte er auch mit Skizzen und Gebirgsdarstellungen zum Ausdruck. Johann Stüdl legte großen Wert darauf, den Alpinismus nicht nur als körperliche Herausforderung, sondern als kulturelles und soziales Projekt zu sehen. Durch den Bau von Hütten und Wegen wollte er Städtern die Möglichkeit geben, die Natur der Alpen zu erleben und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu stärken. Dieser Gedanke der Verbindung zwischen Stadt und Bergregion, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, dient dem Alpenverein bis heute als Vorbild.
Johann Stüdl war auch ein entschiedener Verfechter ethischer Prinzipien. In den frühen 1920er-Jahren, als der Antisemitismus im Alpenverein um sich griff, positionierte er sich klar gegen den Ausschluss der Sektion Donauland und ihrer jüdischen Mitglieder: „Das himmelschreiende Unrecht, [...] wird dem Alpenverein nicht den Frieden, sondern den Fluch der bösen Tat bringen“, schrieb der damals über Achtzigjährige.
Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, betont: „Johann Stüdl war nicht nur ein Pionier des Alpinismus, sondern auch ein Vorbild für Integrität und Menschlichkeit. Seine Werte sind heute aktueller denn je: Zusammenhalt, Respekt und die Offenheit, Brücken zu bauen.“
Heute Mittwoch (29.1.) um 15 Uhr wird im Römersaal des Mozartkinos der Dokumentarfilm Johann Stüdl – Visionär und Erschließer der Alpen gezeigt. Eine musikalische Performance mit Martin Gratz (Trompete) und Peter Girstmair (Saxofon) begleitet die Vorführung. Im Foyer des Mozartkinos gibt die Fotoausstellung Johann Stüdl & seine Zeit in Salzburg Einblicke in sein Leben und Wirken. Und es wird ein Buch präsentiert, Johann Stüdl – ein Leben für die Alpen. Die Autorin Friedl Klein ist eine Urenkelin Johann Stüdls. Bis auf die Homepage des Mozartkinos hat sich diese Veranstaltung des Österreichischen Alpenvereins leider noch nicht herumgesprochen. (Alpenverein Österreich/dpk-krie)
www.alpenverein.at
Bilder: Alpenverein Österreich