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Bauhaus-Ballett

PERFORMING NEW EUROPE / FELIX MATHIAS OTT / AN ILLIAD

22/01/16 Manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss: Einen Baum spalten. Ein Segel setzen. Eine Kiste bauen. Felix Mathias Ott lässt in seiner Performance „An Iliad“ zwei starke Männer ran. Mit militärischer Präzision arbeiten sie sich ab am Material – ohne sinnvolles Ergebnis aber mit Kraft und Ausdauer. Ein hinreißender Abend.

Von Heidemarie Klabacher

Der Baumstamm ist nicht in Windeseile, aber doch in Minutenschnelle durchgehackt. Dem Publikum fliegen die Holzspäne grade nicht bis um die Ohren. Das Vierkantholz wird mit etwas weniger handwerklichem Geschick, aber dann eben doch diagonal durchgesägt. Gegen Ende der Performance wird mit den beiden daraus entstandenen Keilen der Baumstamm-Stumpf der Länge nach gespalten. Da hatte man als sensibles Publikum doch beinahe Angst vor soviel Ur-Kraft.

Dazwischen: Szenen von poetisch-handwerklicher Intensität. Echt! Das präzise symmetrische Aku-Bohr-Schrauber-Ballett, das die beiden Protagonisten in der Baumarkt-Choreographie von Felix Mathias Ott aufgeführt haben, war vom ersten Augenblick an faszinierend.

Da steht also im Hintergrund eine überdimensionale Kulissenwand. Man sieht die Risse zweier Würfel von etwa (oder genau?) einem Meter Kantenlänge eingebettet in schwarzen Hintergrund. Diese „Mauer“ lassen die beiden Performer Richtung Publikum fallen. Alle zucken zurück und halten den Atem an. Der in Wirklichkeit „federleichte“ Kulissenteil segelt – von seiner eigenen Fläche getragen – elegant zu Boden. Ein intensiver Windstoß fährt über das Publikum. Zu erwähnen ist der faszinierend zurückhaltende und doch so „farbkräftige“ Sound von Alex Kassian, der ganz wesentlich und doch so unaufdringlich zur überzeugenden Gesamtwirkung beiträgt.

Die Würfel-Risse werden also frei gelegt. Ikea-Möbelaufbauer könnten was lernen: So synchron und zackig arbeiten die Beiden. Die schwarzen Hintergrund-Teile werden hintereinander gelegt und mit den Stabilisierungsleisten verschraubt: Zwei hohe Segel? Beweglich mitsamt dem Mast vielleicht?

Zum ersten Mal fällt einem Odysseus ein. Und dann immer wieder. Warum nur heißt das Stück „An Iliad“? Da sitzen doch nur schmollende Helden auf Steinen und weigern sich zu kämpfen – bis sie einander dann doch abschlachten. Jedenfalls werden auf die Würfel-Risse schließlich zu echten dreidimensionalen Würfeln zusammengeschraubt. Die Verbindungsstücke – Metallstäbe – haben die beiden Performer Ante Pavic und Maik Riebort eigenhändig mit der Flex auf die richtige Länge gebracht. Respekt!

Mit dem Würfelbau könnte man bei gutem Willen den Bau des trojanischen Pferdes verbinden. Aber dieses Werkstück griechischer Handwerkskunst kommt weder in der Illias noch in der Odyssee vor. Die vielen scheinbar so sinnlosen Kraftaufwendungen erinnern auch an Sisyphos. Aber der spielt nun vor Troja wirklich nicht mit. Aber egal. Darum geht es wahrscheinlich auch nicht.

Mit viel Kraft, Aufwand, gutem oder weniger gutem Willen bauen, werken, hämmern... sinnloses Zeug.... Ist das „Der Mann“? Seit der Antike? Gerne, wenn die Kerle dabei so hochpoetische Szenen schaffen, wie die mit den schwebenden tanzenden Kugeln, die auch am Tag danach noch durch die Erinnerung schweben. Wie gesagt: Ein hinreißender Abend.

Festival Performing New Europe - PNEU - von 20. bis 23. Jänner 2016 - alle Termine und Details - www.szene-salzburg.net
Bild: felixmathiasott.com

 

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