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Mit Brahms on tour

KULTURVEREINIGUNG / WIENER SYMPHONIKER / HERAS-CASADO

19/01/23 Die Wiener Symphoniker, Johannes Brahms seit ihrer Gründung eng verbunden, gastieren dieser Tage unter der Leitung von Pablo Heras-Casado mit ihrem Brahms-Zyklus in Graz, Salzburg, Bregenz und sieben deutschen Städten. In dieser Runde auf dem Programm die erste und die zweite Symphonie des Wahlwieners.

Von Horst Reischenböck

Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68 also. Dass und wie sehr sich die Wiener Symphoniker mit Brahms in ihrem Element befinden, bewies beim ersten Salzburg-Termin am Mittwoch (18.1.) im Großen Festspielhaus schon der dräuende Einstieg unter Heras-Casados großräumig beschwörenden Händen. (Ein etwas großzügiger geschnittens Sakko hätte sicher noch mehr Bewegungsfreiheit gelassen.) Irritierender war freilich der Verzicht auf die von Brahms vorgesehene Wiederholung der Exposition im Allegro.

Fünfzig Streicher samt Konzertmeister mit schmelzendem Ton egaben sich der sehnsuchtsvollen Kantilene im Andante sostenuto. Ebenso die Bläser im dritten Satz, dem graziösen Un poco allegretto, dem Brahms einst erst nach der Uraufführung letzten Feinschliff verlieh. Ein Sonderlob dem ersten Hornisten für sein befreiendes Solo im Finale. Denn trotz eher zügig durchmessener Ecksätze wirkte die letzte kämpferische Auseindersetzung doch beinah schaumgebremst, führte zwar dynamisch in den siegreichen, aber letztlich nicht überwältigend strahlenden Schluss hinein.

Zeitgenössische Aussagen zum Ableben des vor 190 Jahren Geborenen, bei Brahms habe es sich um den bedeutendsten absoluten Musiker, den größten Symphoniker der Gegenwart gehandelt, wären in diesem Zusammenhang wohl zu hinterfragen.

Die Symphonie Nr. 2 D-Dur, op. 73, die nach der Pause auf dem Programm stand, schlägt hörbar andere Töne an. Weit in die Zukunft schauend wirken etwa vor der Rekapitulation im letzten Allegro con spirito die Anklänge an Naturlaute, die gelegentlich fast an Gustav Mahlers sinfonischem Erstling „erinnern“. Immer wieder werden die nur scheinbar vorherrschenden bukolischen Elemente von dunkel im Blech dräuenden Gewitterwolken übertüncht. Von der latent mitschwingenden gedanklichen Trauer ganz zu schweigen. Hier befand sich die Wiedergabe der Wiener Symphoniker unter Pablo Heras-Casado jedes noch so kleine Detail im Lot. Nach dem Ungarischen Tanz Nr. 5 als Rausschmeißer war, der Zustimmung nach zu urteilen, die Welt ohnedies in Ordnung.

Das Konzert wird heute Donnerstag (19.1.) wiederholt – www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / Leopold
 

 

 

 

 

 

 

 

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