Zum Bericht Kein Zurück in die gute alte Zeit (26.7.)

27/07/22 „Desertieren wir also aus der Eintönigkeit des Krieges in die Vieltönigkeit der Kunst“ – Mit diesen Worten schloss der Dichter Ilija Trojanow seine Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele. Davor hatte er Notwendigkeit und Scheitern der Suche nach Wahrheit und Frieden biografisch nachgezeichnet und die fatale Durchdringung von Nationalismus, Gewalt und ungehemmter Ausbeutung eindrücklich belegt.
Der Beifall des Publikums war höflich-verhalten. Sind Dichter doch eher Hofnarren, für die wir eine elitäre Feierstunde aufbieten, um über sie hinweghören zu können? Garantiert uns die festlich-hochkarätige Einbettung des Aufschreis seine Erträglichkeit? Verstellt uns der sentimentale Bezug auf ein symbolisch aufgeladenes Bild den Blick auf die hereinbrechende Flut? „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“-sollten wir dieses wohl ursprünglich lettische Sprichwort dahin ergänzen: oder einen goldenen Rahmen, der uns hilft, sie vor dem Lunch abzunicken?
Wie auch immer gepolt: Alle Redner am Vormittag des 26.7.2022 wiesen uns nachdrücklich darauf hin, dass die Kunst ein, oder besser der Ausweg aus der Abwärtsspirale von Angst, Gewalt und Verlust ist, die derzeit nach uns greift. Wir sollten also fortfahren, uns in den vieltönigen Klang der Stimmen hineinzuhören, die uns auf dem Weg in eine lebendige, schwebende und friedvolle Wirklichkeit begleiten können.
Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin