Party-Endzeit

IM KINO / PROJECT X

15/05/12 „Project X“ ist ein im Fake-Doku Stil gedrehter und als High-School Komödie getarnter Film – und beschreibt letztendlich nichts Geringeres als den Niedergang unserer Zivilisation.

Von Andreas Öttl

Dabei wollten Regisseur Nima Nourizadeh und Produzent Todd Phillips („Hangover“) eigentlich „nur“ den – um in der Sprache des Zielpublikums zu bleiben – krassesten Partyfilm aller Zeiten drehen. Dies ist ihnen zwar durchaus gelungen, darüber hinaus entstand aber, vielleicht unbewusst, das vernichtende Porträt einer hedonistischen Generation ohne Werte. Für sie zählen nur noch Spaß und die ultimative Befriedigung niederer Bedürfnisse. Inspiriert von der wahren Begebenheit einer Hausparty des Australiers Corey Delaney geht es um eine High School Party, die völlig außer Kontrolle gerät.

Handlung gibt es fast keine, im Grunde ist der Film eine einzige lange Partyszene und wirkt wie ein langgestreckter MTV-Clip. Was auch wenig verwundert, hat doch Regisseur Nima Nourizadeh bisher lediglich Musikvideos gedreht. Diese minutenlangen dialogfreien und zu satten Beats geschnittenen Montageszenen totaler Party-Ekstase sind dann auch zumindest – wenn auch auf eine perverse Art – ansteckend und ja, durchaus unterhaltsam. Zumindest wenn man darüber hinweg sehen kann, dass Frauen auf eine selbst für solche Filme beispiellose Art und Weise auf Sexobjekte reduziert werden. Am Ende greift der Regisseur plötzlich auf Teen Movie Konventionen zurück. Trotzdem erinnert der Film mehr an „Die 120 Tage von Sodom“ und „Das große Fressen“ erinnert als an „Can’t hardly wait“ und „American Pie“. Die degenerierten Kids verhalten sich hier wie Zombies und degradieren die Partyszenen aus diesen Filmen zu Kindergeburtstagen.

Ist nun die heutige Jugend wirklich so schlimm oder ist sie lediglich ein Produkt der Gesellschaft? Und sind Filmemacher wie Todd Phillips und Nima Nourizadeh nicht ebenso für deren Werteverfall verantwortlich zu machen? „Project X“ jedenfalls ist – obwohl gegen jegliche Moralvorstellungen gerichtet – ein durchaus „moralischer“ Film. Von Babylon bis zum alten Rom hat uns die Geschichte gelehrt, dass jede hoch entwickelte Zivilisation irgendwann einmal den Höhepunkt erreicht hat und sich dann mit dekadenten Exzessen selbst zugrunde richtet. Nimmt man Filme wie „Project X“ als Maßstab, scheint dieser Punkt bald erreicht...

„Project X“ läuft aktuell im Cineplexx
Bilder: projectxmovie.warnerbros.com