Knochen klauben – und das Skelett tanzt!

KELTENMUSUEM / KNOCHENLABOR

08/07/22 Is nix Grausiges. Knochen im Museum kommen öfter mal vor. Wenn sie wirklich sehr alt und auch nicht von Kolonialherren geraubt worden sind, machen sie keine Probleme. Die Kelten und ihre Überreste gehören nach Hallein auf den Dürrnberg. Nun werden sie im Knochenlabor noch viel genauer erforscht, denn auch Museumsgäste groß und klein dürfen Knochen schlichten.

Von Heidemarie Klabacher

„Das Grab eines Heilkundigen und das einer Ärztin, mit einem der ältesten Operationsbestecke Europas, bergen Informationen über medizinisches Wissen und Magie zur Zeit der Kelten. Originale Knochen erzählen von Schädel-Operationen und Knochenbrüchen, Karies und Arthrose.“

Knochen und Überreste eisenzeitlicher Männer, Frauen und Kinder „liefern Informationen zu Aussehen, Alter und Geschlecht, Krankheiten, Lebens- und Todesumständen und erzählen  faszinierende Geschichten aus einer 2.500 Jahre alten Vergangenheit.“ So Florian Knopp, der Leiter Keltenmuseums Hallein, heute Donnerstag (7.7.) bei der Presse-Präsentation. Skelette liefern nach ausgiebiger naturwissenschaftlicher Untersuchung reichhaltige Informationen über das Alltagsleben der Kelten, ihre Erkrankungen, frühe Kindersterblichkeit, schlechte Ernährung und vieles mehr. Mit gut tausend menschlichen Skeletten aus hunderten von Gräbern sei die „Salzmetropole auf dem Dürrnberg“ eine der größten anthropologischen Datenquellen zur Eisenzeit Europas.

Die Untersuchung der Überreste menschlicher Körper fällt ins Gebiet der „Prähistorischen Anthropologie“, der „Wissenschaft vom urgeschichtlichen Menschen“. Deren Methoden werden immer feiner. Das neue Knochenlabor im Keltenmuseum ist ein ganz moderner „interaktiver Science-Room“ zur Wissensvermittlung für Laien. Hier verbinden sich künftig „die Ausstellung originaler Knochenfunde mit dem aktiven Forschen an Kunststoffmodellen und medizinischen Lehrmaterialien“. Im Knochenlabor würden Forschungsschritte so aufbereitet, dass Besucherinnen und Besucher selber forschen können: „Während für Kinder zum Beispiel das Zahnwachstum ein brisantes Thema sein könnte, befassen sich ältere Generationen vielleicht lieber mit Verwachsungen der Wirbelsäule oder Osteoporose. Alles Themen, die auch in den Skeletten der Kelten eine Rolle spielen.“ Gäste aller Generationen dürfen Knochen sortieren, auflegen und die Funde mit vollständigen Skeletten vergleichen. „So rekonstruieren sie die Geschichte(n) der Kelten in eigener Forschung.“

„Wie bestimmt man das Geschlecht, das Alter oder die Größe eines Menschen anhand des Skeletts? Litten auch wohlhabende Kelten am Dürrnberg an Krankheiten oder Unterernährung? „Solche Fragen werden anhand von Anleitungen, Vergleichstabellen und Abbildungen von Skeletten untersucht und in Datenblättern analysiert“, erklärt Direktor Knopp. Es gehe darum, Beobachtungen einzuordnen und Erkenntnisse zu gewinnen. Nach Begutachtung der Originalfunde legen die Besucher selbst Hand an und forschen an Kunststoffmodellen oder an medizinischen Lehrmaterialien.

Das Knochenlabor soll zudem als interaktiver Science-Room das Verständnis für archäologische und anthropologische Forschung fördern. Durch die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich nicht nur die Lebensumstände der Kelten in der Vergangenheit konstruieren, sondern auch Zusammenhänge zu aktuellen Krisensituationen herstellen: „Dort, wo auch heute schlechte hygienische Verhältnisse herrschen oder Mangelernährung das Leben der Menschen dominiert, gibt es nach wie vor eine hohe Kindersterblichkeit und andere Krankheiten, mit denen schon die eisenzeitliche Bevölkerung zu kämpfen hatte.“

Das Gestaltungskonzept für das Knochenlabor kommt vom Designstudio „March Gut“. Die Grafik wurde von der Agentur „Sapp & Scheufele“ entwickelt. Eine App des Keltenmuseums Hallein ergänze das Angebot des Knochenlabors „mit einer spielerischen Challenge am Smartphone“. Für richtige Antworten auf Schätzfragen, Bilder und Rateaufgaben gebe es Punkte bzw. Knochen. „Am Ende freut sich das vollständige Skelett gemeinsam mit den Spielern.“

www.salzburgmuseum.at
Bilder: Keltenmuseum Hallein / Neumayr