Auf dem Stand der Kunsthändlerin Brigitte Martini (Epfach/Deutschland) wartet das eigenwillige Stück bei der Kunstmesse Art & Antique in der Salzburger Residenz auf einen Käufer. Ein über 150 Jahre altes Dekorationsstück, noch dazu von einer der berühmtesten Oper, bekommt man nicht alle Tage angeboten. Zu klein sollte das Esszimmer nicht sein, damit er zur Geltung kommt. Der Tisch, nach seiner kurzen Bühnenkarriere im Gezireh-Palast in Kairo in verwendung, war auch schon im Louvre und im Wiener Kunsthistorischen Museum ausgestellt.
Auch nicht so oft kommt ein Stück aus der Frühzeit der Taschenuhren in den Handel. Um 1580 entstand jenes rare Stück, das der Vorarlberger Händler Walter Moskat anbietet: Die Bezeichnung Halsuhr weist darauf hin, dass diese Damenuhr um den Hals getragen wurde. Die Urformen der Taschenuhr waren ja eher noch Dosen, die man in einem Lederbeutel mit sich trug. Dieses reich ziselierte Stück aus vergoldetem Kupfer, sechs Zentimeter im Duchmesser, ist aber schon vergleichsweise dünn. Sie hat einen Stundenschlag, in der Oper sollte man sie eher nicht tragen. Aber man wäre eh höchst unzufrieden damit, damals gingen solche Uhren nur auf fünfzehn Minuten pro Tag genau.
Ein Sprung herauf ins 20. Jahrhundert, in die Pop Art. Runge Kunsthandel offeriert einen nicht ganz einen Quadratmeter großen Siebdruck (mit Diamantenstaub) von Andy Warhol. Für seine berühmte Serie Myths ließ Warhol in den frühen 1980er Jahren Freunde und Schauspieler verkleidet Modell sitzen. So entstand auch Uncle Sam, der so konsterniert dreinschaut, als hätte sich Trump zum dritten Mal zum Präsidenten wählen lassen. Aus derselben Serie: Die Galerie Jeanne aus München zeigt einen äußerst seltenen, kompletten Satz von vier Farbserigraphien. Da porträtierte Warhol Goethe.
Eines der aktuellsten Stücke ist bei Kunsthandel Freller On Attersee (2024) von Ai Weiwei – aus Legosteinen! Nicht viel größer (37,5 mal 49 cm), aber mit deutlich höherem Wiedererkennungswert: Anton Romakos Ölbild auf Holz Am Mondsee (Blick von Kreuzstein in Richtung Hochplettspitz) aus dem Jahr 1873 auf dem Stand von Giese & Schweiger.
Salzburgischer entlang der Zeitschiene: Um 1480 ist eine gotische Madonna mit Kind entstanden, 1869 malte Friedrich Wilhelm Jankowski ein Panorama von Salzburg, in etwa vom heutigen Museum der Moderne aus (beides bei Kolhammer & Mahringer Fine Arts). Meinrad Guggenbichler werden zwei holzgeschnitzte Statuen (um 1700) zugeschrieben, ein Heiliger Georg und ein heiliger Florian (bei Lilly’s Art).
Die Kunstmesse Art & Antique findet zum 48. Mal statt. Berglandschaften mit und ohne Tiroler Bauern oder Schifahrern von Alfons Walde gehören an mehreren Ständen jedes Jahr zum Fixangebot. Waldes Herbstmarkt in Tirol (1913) ist motivisch eher untypisch für diesen Maler: ein Markttreiben mit ordentlichem Menschentrubel (bei Freller).
Allemal gut repräsentiert ist der Jugendstil, vor allem mit Arbeiten aus der Wiener Werkstätte. Dort wurde beispielsweise der Frauenkopf (1927) von Gudrun Baudisch realisiert (Galerie bei der Albertina – Zetter), ebenso ein Spiegel mit vergoldeter, üppiger skulpturhafter Umrahmung nach einem Entwurf von Dagobert Peche ( Galerie Susanne Bauer). Bemerkenswert ob der Originalrahmen auch zwei Gemälde von Broncia Koller (Kunsthandel Hieke).
Das Bergbau- & Gotikmuseum Leogang hat einen Infostand im Kaisersaal. Auffallend: Außer der Schmuckgalerie
Ulf Englich/Wagner hat kein Salzburger Kunsthändler heuer den Weg auf die Art & Antique gefunden.
Und wenn's spontan an Geld für den Kunstkauf fehlt? Private Banking & Raiffeisen Immobilien hat heuer auch einen Stand zwischen den vielen schönen und hochglänzenden Dingen. Im restaurant. Das ist eine Premiere.