Medienfrau, Influencerin, Netzwerkerin würde man heutzutage zu einer wie ihr sagen: Maria-Theresia Ledóchowska war getrieben von der Vision eines christlichen Afrikas frei von Sklaverei. Ihre Glasdiasammlung historischer Aufnahmen von Afrika hat sich in dem von ihr gegründeten Kloster Maria Sorg erhalten und wird nun, rund 100 Jahre nach ihrem Tod, erstmals öffentlich gezeigt, im Kreuzgang des Salzburger Franziskanerklosters.
Die in Niederösterreich geborene Adelige war von 1885 bis 1891 Hofdame am Hof des Ferdinand IV. von Toskana im Toskanatrakt der Residenz. Sie begleitete die Großherzogin ins Theater und auf weitläufigen Reisen in Europa. In dieser Zeit reift in ihr der Entschluss, für die Befreiung von Sklaven in Afrika tätig zu werden. Nach Ende der Tätigkeit als Hofdame betrieb sie ihre Missionsarbeit vorerst von einer kleinen Wohnung in der Riedenburg aus.
1888, im Alter von 25 Jahren, trat Maria-Theresia Ledóchowska einem kurz zuvor in Salzburg gegründeten interkonfessionellen Antisklaverei-Verein bei. 1894 gründete sie selbst eine katholische Vereinigung zur Bekämpfung der Sklaverei in Afrika, die St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen, die 1897 vom Vatikan als Ordensgemeinschaft anerkannt wurde. Nach dem II. Vatikanischen Konzil dehnte die Kongregation, heute Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver genannt, die Tätigkeit auch zugunsten der Evangelisation in anderen Kontinenten aus.
Das Missionshaus Maria Sorg bei Salzburg wurde so etwas wie eine PR-Station. Maria-Theresia Ledóchowska, die teils unter den Pseudonymen „Afrikanus“ oder „Halka“ auch Theaterstücke über die Sklaverei in Afrika schrieb, hatte 1897 von den Lieferinger Missionaren ein Gut in Lengfelden bei Salzburg erworben, wo sie das Missionshaus Maria Sorg erbauen und eine Druckerei einrichten ließ.
Dass die Druckkonzession (nach dreimal erfolgtem Ansuchen) an eine Frau verliehen wurde, löste damals eine erhebliche Kontroverse in Salzburg aus. Die Zeitschrift Echo aus Afrika war ein Schwerpunkt ihres Medienapostolats, wurde zeitweise in neun Sprachen veröffentlicht und erscheint bis heute ohne Unterbrechung seit dem ersten Jahrgang 1889.
Maria-Theresia Ledóchowskas Glasdiasammlung, die nun wissenschaftlich aufgearbeitet und kritisch dokumentiert wurde, setzte sie für Lichtbildvorträge und zur Illustration hauseigener Missionszeitschriften, vor allem im Echo aus Afrika ein, um über die Mission in Afrika zu informieren und menschen zu Spenden zu motivieren.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl dieser Bilder, die auch ein Stück Fotogeschichte sichtbar machen. Das Bildkonvolut aus den Jahren 1890–1930 umfasst neben kulturhistorischen und ethnografischen Aufnahmen zahlreiche Fotografien von afrikanischen Missionsstationen. Diese gelten heute als wichtige Quellen für die Analyse des komplexen Beziehungsgefüges aus kolonialer Fremdherrschaft und Missionierung. Sie haben der öffentlichen Wahrnehmung von Afrika in Europa in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt.
Neben Schwarz-Weiß-Aufnahmen finden sich auch sorgfältig kolorierte Landschafts-, Kultur- und Personendarstellungen, aber auch offensichtlich inszenierte „Werbe-Bilder“, um Spenden zu generieren. Diese Fotografien waren für die europäische Wahrnehmung von Afrika und seiner Bevölkerung prägend und gelten heute als wichtige visuelle Zeugnisse für die Missionsgeschichte.
1905 übersiedelte Maria-Theresia Ledóchowska nach Rom, um das Generalat der Sodalität zu leiten. Sie starb 1922 und wurde auf dem Campo Santo Teutonico beigesetzt.